»Alles weg malen, was stört.«
Wenn man ein Objekt fotografiert, ist auf dem Foto auch Umgebung zu sehen.
Mich interessiert aber nur das Objekt allein.
Man könnte es ›freistellen‹.
Ich aber kam auf die Idee, das malerisch zu lösen.
Dazu lege ich eine Plexiglasplatte auf das Foto und zeichne das Objekt mit einem wasserfesten Filzstift ab.
Ich markiere die Flächen, die bemalt werden sollen.
Dann drehe ich die Plexiglasplatte um.
Ohne Foto lege ich sie auf einen Tisch.
Mit einem feinen Pinsel male ich eine bestimmte Farbe auf die markierten Flächen.
Die bestimmte Farbe habe ich mir vorher genau ausgedacht.
Die Farbe muss zu dem Objekt passen.
Oder im Gegenteil.
Es können auch mehrere Farben in einem Bild sein.
Je nachdem, welche Farbe ich auswähle, ändert sich die „Stimmung“ des Bildes, oder dessen Bedeutung.
Also nehme ich auch manchmal mehrfach das gleiche Foto für mehrere Plexiglasplatten mit mehreren bestimmten Farben wie z.B. bei der Rhododendron-Serie.
Ich bin neugierig.
»Was passiert wenn…«
Beim Malen kommt es sehr auf Genauigkeit an.
Diese kommt später der Präsenz des Objektes zugute.
Große Flächen male ich mit einem dickeren Pinsel.
Man kann auch klecksen.
Beim Malen muss ich immer genau von oben gucken.
Wenn ich seitlich gucke, verpasse ich leicht die Grenzen.
Nach getaner Arbeit und wenn die Farbe gut durchgetrocknet ist, drehe ich die Plexiglasplatte wieder um.
Mit einem weichen Tuch und Spiritus entferne ich die Filzstift-Zeichnung.
Jetzt habe ich meine Hinterglasmalerei.
Jetzt fehlt noch das Foto.
Und jetzt wird es spannend:
Ich montiere das Foto passgenau hinten auf die bemalte Plexiglasscheibe.
Das ist gar nicht so einfach.
Und dann sehe ich endlich, ob ich mit der Farbe das Objekt genau getroffen habe.
Wenn nicht, muss ich die betreffenden Stellen mit Filzstift anzeichnen, das Foto entfernen, die Plexiglasplatte wieder umdrehen, um dann von hinten die entsprechenden Stellen zu bemalen.
Trocknen lassen, wieder umdrehen, Filzstift-Zeichnung wegwischen, Platte auf Foto legen, Foto justieren und montieren: Sitzt!
Was sehe ich?
Ich sehe durch eine Maske:
Ich sehe das Objekt durch die von Farbe freigelassenen Plexiglasflächen.
Ich sehe die Farbe drumherum und wie das Objekt darin neu entsteht.
Ja ja, gut.
Das war zu erwarten.
Doch wenn ich ganz nah herangehe, blicke ich wie in ein Aquarium:
Ein 3D-Effekt.
Merkwürdig.
Ein Sandwich-Verfahren.
Der Rahmen hält alles zusammen.
Im Gegensatz zur reinen Fotografie gibt es diese Bilder immer nur einmal, weil gemalt.
Jedes Bild ist ein Original.
Übrigens ist das Passepartout auch gemalt.