Merck-Preis
Preisträger, Juryentscheidung und Nominierungen 2012

Foto Florian Schunck Foto Florian Schunck

Der Gewinner des Merck-Preises der Darmstädter Tage der Fotografie 2012 ist Florian Schunck mit der Arbeit ›Skias‹

Für den Merck-Preis der Darmstädter Tage der Fotografie 2012 wurden nominiert: Walter Ebenhofer aus Steyr (Österreich) für seine Arbeit Diabolische Erinnerung [an Robert Capa], Nathalie Grenzhaeuser aus Berlin für ihre Serie Die Konstruktion der stillen Welt und Florian Schunck aus Darmstadt für sein Projekt Skias. Gefordert war eine eigenständige Bildsprache bei der Umsetzung des Jahresthemas Bildspuren – Unruhige Gegenwarten. Alle drei Arbeiten zeichnen auf unterschiedliche Weise Spuren der heutigen Zeit auf. Sie verweisen metaphorisch auf die Problematik der Berichterstattung in Krisengebieten, konstruieren Stimmungsorte der globalisierten Welt, und untersuchen die Wahrnehmung in Bezug zur Wirklichkeit.

Begründung der Jury: Florian Schunck – Skias

Die konsequente szenische Konstruktion in drei Ebenen fügt sich aus gefundenen Objekten, den Skulpturen und den ikonografisch aufgeladenen Abbildern an der Hauswand zusammen. Die stark konzeptionelle Arbeit eröffnet vielschichtige Interpretationsmöglichkeiten, von der Rezeption von Wirklichkeit, bis hin zur kritischen Hinterfragung von Ikonenbildung und -anbetung. Über die religiösen Schattenfiguren hinaus lässt sich die Symbolik auch auf Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft ausweiten. Die Kombination von expressionistischen Schatten und zeitgenössischer Installation verbindet unterschiedliche Epochen der Kunst. Die Arbeit hat vom Konzept bis zur Präsentation an der Wand die Jury überzeugt.

Die Jury bestehend aus Ute Noll, Prof. Dr. Kris Scholz und den Initiatoren der Darmstädter Tage der Fotografie e.V. Albrecht Haag, Alexandra Lechner, Gregor Schuster und Rüdiger Dunker gab die Entscheidung während der Preisverleihung am 20. April 2012 bekannt.

Nominiert für den Merck-Preis der Darmstädter Tage der Fotografie 2012 waren:

  • Walter Ebenhofer, Steyr (A) – Diabolische Erinnerung [an Robert Capa]
  • Nathalie Grenzhaeuser , Berlin (D) – Die Konstruktion der stillen Welt
  • Florian Schunck, Darmstadt (D) – Skias

Walter Ebenhofer stellt Überlegungen zur Differenz von Ereignis und fotografischem Abbild und damit zur Problematik von ›Wirklichkeit‹ in der Fotografie an. Eine Spur ist in doppelter Weise durch Abbildung und physische Verletzung hinterlassen. Es werden zum Beispiel auf eine (meist) neue und gut verschlossene Großdiapackung von einem professionellen Schützen oder einer Schützin mehrere Schüsse abgefeuert. Das verletzte Material wird durch die Einschussöffnungen belichtet. Die Dauer der Belichtung ist von Walter Ebenhofer frei gewählt bis zum Zeitpunkt der Entwicklung im Labor. Das eindringende Licht wird akkumuliert und auf den fotosensiblen Schichten gespeichert.

Nathalie Grenzhaeuser setzt in ihren Arbeiten einen Schwerpunkt in der Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung von Landschaftsräumen. Sie fotografiert Landschaften, die sich in einer Situation des Übergangs und der anthropogenen Veränderung befinden. Meist sind es entlegene, wüstenhafte Gegenden, die sie aufgrund ihrer besonderen Topografie und Geschichte interessieren. Die Serie Die Konstruktion der stillen Welt zeigt Ansichten des Inselarchipels Spitzbergen an der Schnittstelle zwischen Bergbau, Forschung und Klimawandel. Die Serie thematisiert die Bedrohung, die sowohl vom arktischen Naturraum selbst, als auch von dessen industrieller und wissenschaftlicher Nutzung ausgeht.

Florian Schunck setzt in seiner Arbeit bei den erkenntnistheoretischen Überlegungen Platons an. Es entstand eine Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit, die er in Anlehnung an das Höhlengleichnis des Philosophen mit einer Projektion veranschaulicht. Der scheinbar wahllos aus Müll und Alltagsgegenständen zusammengesetzten Plastik werden die klaren Konturen einer christlichen Heiligenfigur entgegen gesetzt. Davon ausgehend, dass es sich bei ›Heiligen‹ um Menschen handelt, die von den anderen Menschen zu Ikonen gemacht werden, sind sie einerseits Projektion und dienen andererseits wiederum als Projektionsfläche. Der Schatten, der sowohl inhaltlich als auch formell nicht zum Objekt passt, soll den Betrachter anregen, seine eigene Wahrnehmung der Wirklichkeit zu hinterfragen.

Das Filmportrait der Nominierten 2012 wurde produziert von 21ct – Büro für Kommunikation und wecandance animation studio.