Nach Platons ›Ideenlehre‹ ist alles Materielle, das wir wahrnehmen nur das Abbild einer ›höheren‹, metaphysischen Idee. Diesen Urzustand aller Dinge können wir mit unseren Sinnen nicht erfassen. Wir nehmen die Welt wahr, wie sie NICHT ist, aber vielleicht sein könnte. Wir nehmen die Welt demzufolge nicht so wahr, wie sie ist, sondern sehen Abbilder der ›Dinge an sich‹ in verschiedenen Zuständen.
In der Serie Das Abbild und sein ideeller Gegenstand wird mit dieser platonischen Annahme gespielt, indem eine Reihe von Abbildern innerhalb eines Bildes dargestellt wird: Einerseits ist das fotografische Bild eine indexikalische Repräsentation der außerbildlichen Wirklichkeit, andererseits ist das im Bild dargestellte Objekt bereits selbst als Abbildung verfasst, nämlich so wie es hier an der Wand oder im Katalog zu sehen ist. Die abgebildeten Gegenstände befinden sich darüber hinaus teilweise in unterschiedlichen Zuständen der Vergänglichkeit oder werden durch andere Gegenstände ersetzt. Im Bild Obstschale löst sich der Gegenstand, das Obst, schließlich auf und wird ganz durch Würfel und durch das eigene Abbild ersetzt.
In der Serie gibt es neben diesem erkenntnistheoretischen Bezug auch einen fotoanalytischen. So werden verschiedene fotografische Parameter wie Zeit, Farbe, Perspektive und Abbildungsverhältnis, anhand derer man sich orientieren und den Raum erfahren kann, untersucht.
Manchen Bildern eingeschrieben ist beispielsweise eine explizit dargestellte Zeitdauer, falsche Perspektive oder das verschobene Verhältnis von Größen.
Diese Wahrnehmungsbrüche können als Hinweise auf den Produktionsprozess der Bilder gelesen werden. Wenn der Aufbau eines Stilllebens mit Rose und die anschließende Arbeit der Reproduktion mit Würfeln und vielen abbildenden Fotografien mehrere Tage dauert, schreibt sich die hierbei vergangene Zeit in das Werk mit ein: Die Rose scheint zu blühen, doch ist sie schon verwelkt.