Dominique Teufen

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Dominique Teufen

Blitzlicht Skulpturen

Über den Einsatz des Fotokopierers als künstlerisches Instrument fand sie zur konzeptuellen Fotografie. Teufens Schaffen zeichnet sich besonders durch einen experimentellen und unkonventionellen Umgang mit der Fotografie aus. Ihre komplexen und vielschichtigen Arbeiten umgehen gekonnt die Grenze zwischen Zwei- und Dreidimensionalität.

Ihre einzigartigen Sujets findet sie durch einfallsreiche Recherche und gestalterisches Geschick. Sie fordert die Bildwelten der Fotografie heraus, indem sie die Möglichkeiten und Funktionen einer Kamera untersucht und in die verschiedenen Prozesse während der Produktion eingreift. Für ihre Blitzlicht Skulpturen baut sie beispielsweise architektonisch-skulptural anmutende Gebilde aus Spiegelflächen und hält diese mithilfe eines starken Blitzlichts fotografisch fest, so dass die Spiegel sich selbst reflektieren. Einfalls- und Ausfallwinkel bilden ein Lichtspiel, das vom bloßen Auge nicht zu sehen ist, und nur durch die Fotografie bezeugt wird. Die so festgehaltenen kristallinen und flüchtigen Bauten strahlen eine außerirdische Schönheit aus und stellen jegliche zum Vergleich herangezogenen Kostbarkeiten wie Edelsteine und Paläste in den Schatten. Aus den simplen provisorischen Konstruktionen lässt die Künstlerin Fantasien entstehen, die ihr Geheimnis zelebrieren, es aber nie ganz preisgeben.

Weitere Arbeiten umfassen die 2013 begonnene Serie Sterne? Kopierter Staub die die Künstlerin als Weltreise mit dem Fotokopierer bezeichnet. Auf der gläsernen Kopierfläche inszeniert sie aus diversen Materialien wie Kaffeesatz und Klarsichtfolie überwältigende Landschaften, die sie per Kopiertaste ablichtet und ausdruckt. Durch Öffnen und Schließen des Deckels reguliert sie die Lichtverhältnisse und Stimmungen im resultierenden Werk. Anschließend fotografiert sie die täuschend echt wirkenden Topografien ab und lässt sie auf Barytpapier vergrößern.

Auch in ihrer neuesten Serie Gefaltete Schatten belichtet ist der Trompe–l’Oeil–Effekt von großer Wichtigkeit: Sie fotografiert an den Ecken geknicktes Fotopapier samt Schlag- und Eigenschatten, faltet dann die Abbildung, und macht eine weitere Aufnahme. Das Resultat dieser Verschachtelung ist eine stark potenzierte Illusion. Die Schattierungen verleihen dem abgelichteten Papier eine vermeintlich skulpturale Qualität. Wahrheit und Vorstellung sind kaum noch auseinanderzuhalten.

In ihrer Arbeit macht Teufen Ausflüge in Gebiete, in denen Realität und Illusion ihre spezifischen Definitionen verlieren und den Beobachter in seinem Verständnis des Sehens verwirren. Teufen hintertreibt lustvoll die mimetische Funktion der Fotografie. Ihre Werke suggerieren eine Form der Wirklichkeit, ohne tatsächlich eine abzubilden. Realität und Imagination sind kaum mehr voneinander zu unterscheiden, Teufen unterwandert sozusagen die Erwartungen des Kunstpublikums.

Dieser Text enthält Auszüge einer Rezension von Dr. phil. Gabrielle Obrist, Direktorin und Co-Kuratorin der Kunsthalle Wil/St. Gallen, Schweiz