Edgar Lissel

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Edgar Lissel

Bakterium – Vanitas

Seit 1999 arbeitet Edgar Lissel mit Bakterien, die er als lebendiges Medium für seine Bildproduktion einsetzt. Die Bakterien aus der Familie der Cyanobakterien haben die erstaunliche Eigenschaft, sich aufgrund ihrer fototaktischen Fähigkeiten, zum Licht zu bewegen. In einer Nährlösung aus Agar und diversen Salzen werden die Bakterien in Petrischalen einem recht komplizierten Aufzuchtsverfahren unterzogen. Anschließend wird über mehrere Stunden bis hin zu einigen Tagen eine Lichtsilhouette in diese Petrischalen projiziert. Zwischen der Lichtquelle und der Petrischale befinden sich die organischen Bildobjekte wie Fisch, Apfel, Fliegen und Blatt. Wie bei Fotogrammen lassen die Objekte nur das Licht auf die Bakterien fallen, das nicht von ihnen selbst zurückgehalten wird. Dorthin wandern die Bakterien und siedeln sich an. Sie orientieren sich zum Licht. Während des langen Prozesses der Bildentstehung von mehreren Tagen verändert sich das Objekt.

Die Bildobjekte sind der eigenen Vergänglichkeit unterworfen und das Zerfallen klassischer Stillleben, wie Früchte oder tote Tiere überträgt sich auf ihr Abbild in der Petrischale. Der Verfall des Originals steht der Entstehung des Bildes gegenüber. Ein lebendiger Prozess der Bildentstehung, in einer naturwissenschaftlichen Versuchsanordnung, folgt seinen biologischen Gesetzen. Licht als der Motor von Leben, wird zum Bild.

»Womit haben wir es hier in den Zyklen Bakterium zu tun? Mit Zeit, mit Licht und mit Reproduktion. Stets ging es Edgar Lissel um autographische beziehungsweise autoreproduktive Verfahren. Lissels Kunst liegt sozusagen in der Buchstäblichkeit der Fotografie. Und es liegt nahe, hier diesen Prozess einen Bio-Graphischen zu nennen, in dem sich also tatsächlich, buchstäblich, eine organische Bewegung zur gestaltenden Bilderschrift einschreibt.« (Hubertus von Amelunxen)

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