Julia Fullerton-Batten

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Julia Fullerton-Batten

Teenage Stories

Die Pubertät ist eine komplizierte und sensible Zeit, in der speziell junge Mädchen anfangen, sich im Kontext der Gesellschaft zu sehen und beginnen ihre Identität zu hinterfragen. Sie kennzeichnet eine Zeit wichtiger körperlicher und psychologischer Veränderungen. Es ist sowohl eine Zeit des Unbehagens und der Erwartung, aber auch der Freiheit.

In meinen Bildern versuche ich, diese Veränderungen einzufangen. Ich fotografiere Mädchen, die keine professionellen Models sind, und die ich nicht kenne, platziere sie dann in einer unbekannten Umgebung und bitte sie auf eine bestimmte Art zu posieren. Das führt zu einer leichten Verlegenheit, von der ich denke, dass sie ein Teil von dem ist, was einen Teenager ausmacht. Im Laufe der Fotosession werden die Mädchen jedoch immer sicherer, und ihre Gesichter fangen an, sowohl kindliche, als auch erwachsene Züge zu zeigen, was ich faszinierend finde.

Die meisten Mädchen wurden einzeln fotografiert, was die Einsamkeit reflektiert, die man häufig in diesem Alter erfährt. Ich kann die Situationen, in die ich die Fotomodelle platziere, nachvollziehen, so als ob ich Szenen meiner eigenen Pubertät wieder erlebe, die aber in eine modernere Umgebung transportiert wurden. Da ist auch eine leichte Schadenfreude in diesen Situationen, die ihren Ursprung in meinen Erfahrungen aus dem Aufwachsen in einer großen Familie hat.

Man sieht oft junge Menschen, wie sie ins Leere starren, eingeschlossen in ihren eigenen Gedanken und Fantasien. Die Mädchen in ein surreales Set zu stellen, steigert die Wichtigkeit des Tagträumens, den Besitz einer imaginären Welt, welche in diesem Alter häufig größer und realer erscheint, als das vorstädtische Umfeld.

In ihren Träumen sind die Mädchen viel stärker als im täglichen Leben und so ließ ich sie über Häuser und Straßen herausragen. Ebenso war es wichtig für mich, die Mädchen eingebunden in den Kontext ihres täglichen Lebens zu zeigen, z.B. wie sie die Milchflasche vor einem Haus aufheben, oder eine Straße mit einem Einkaufswagen herunterlaufen, sich um den kleinen Bruder kümmernd.

Durch die ungewöhnliche Beleuchtung der Szenen oder durch eine unerwartete Mehrdeutigkeit wollte ich, dass die Bilder ein leicht sonderbares Gefühl erzeugen – wie z.B. das Mädchen, das über einer mit Eiern verschmierten Straße liegt, oder das Mädchen in Schuluniform, das durch einen Teich watet.

Ich fand es wichtig, ein Gefühl von Freiheit wiederzugeben, das die meisten von uns in unserem Zuhause genießen. In den Vereinigten Staaten zum Beispiel, in denen ich einen großen Teil meiner Kindheit verbrachte, wurde es im Sommer sehr heiß, und ich lief den ganzen Tag im Badeanzug im Haus umher, sogar wenn ich die Milch vor dem Haus holte.

Über den Einsatz von Kleidung und Requisiten denke ich sorgfältig nach, wie sie sich auf die Gestalt auswirken und Texturen und Farben innerhalb des Bildes beeinflussen.

So wird diese Serie auf vielerlei Art und Weise zu einer Reflektion meiner eigenen Pubertät – viele Jahre später mit meiner Kamera eingefangen und interpretiert.

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