Georg Knoll

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Georg Knoll

A walk on Berlin Wall

32 Jahre teilte die Mauer Berlin durch das Herz der Stadt. Bei Fluchtversuchen in den Westen verloren 133 Menschen durch das Regime der DDR ihr Leben. 1989 fiel das Symbol einer geteilten Welt, vieles veränderte sich mit rasender Geschwindigkeit.

Georg Knoll kennt den Mauerstreifen mit seinen sich wandelnden Gesichtern als Wahlberliner seit 1993. Abgesehen von der ohnehin markanten Erscheinung in der Stadtlandschaft, weckten verschiedenste Zufälle und Anlässe sein Interesse an der Mauer.

Die Idee der fotografischen Annäherung entstand im Mauerpark, an einem dieser netten Sommernachmittage am Westhang, inmitten von fröhlichem Getrommel, das vom ehemaligen Todesstreifen heraufschallte. Fragen stellten sich in Anbetracht dieses für das Fotoessay so bezeichnenden Parks. Was füllte nun den Streifen, was trennte er weiterhin? Gibt es immer noch eine Grenze oder verläuft diese nun in anderen Ebenen? Wie wird mit der Mauer umgegangen, vom Mahnmal hin bis zur touristischen Folklore? Viele weitere Fragen nahmen Einfluss auf das fotografische Empfinden.

Es war klar, auf dem Weg der ehemaligen Mauer vom Zentrum zur Peripherie gab es bizarre Orte und Situationen, die in ihrer Skurrilität aussagekräftig für ein breites Stück Wirklichkeit der Stadt sprechen würden. Neugierig darauf begann er Ende 2006 bis 2008 diese noch immer an vielen Stellen sichtbare Linie exakt vom ehemaligen Mauerverlauf fotografisch zu erfassen. Georg Knoll konfrontiert die Vergangenheit der Mauer mit einem sich wieder entdeckenden und im Aufbruch befindenden neuen Berlin.

Um Vergangenheit und Gegenwart gleichzeitig zu visualisieren, transportierte er sie optisch ins Gegenwärtige. Doppelbelichtungen, Farbverschiebungen und starke Körnung unterstützen diesen Aspekt. Die Farbigkeit der Aufnahmen entstand durch eine besondere Auswahl und Behandlung des Filmmaterials und entrückt die Fotos ins Zeitlose. Die Farbigkeit erinnert an frühe Farbfotografien aus der Entstehungszeit der Mauer genauso wie an heutige digitale Tönungen, wobei alle Arbeitsschritte sich der analogen Fotografie bedienten.

Um die Mauer in den Aufnahmen präsent werden zu lassen, komponierte er die Fotos perspektivisch flach, als könnte sich das Fotografierte als abblätterndes Graffiti auf ihr befinden. Mit den Doppelbelichtungen gelingt es, verschiedene Aspekte in einem Bild sprechen zu lassen. Der Aspekt des Zufalls, der nur halbwegs kontrollierbaren, teils überlappenden, Mehrfachbelichtung während der Aufnahme, gibt den Bildern etwas spielerisch Freies in gleichzeitiger Melancholie. Da beide Belichtungen zwangsläufig hintereinander aufgenommen wurden, bekommen sie damit einen weiteren Bezug.

Die Fotos schweben zwischen Augenblick und Inszenierung. Eine Studentin posiert für Touristen verkleidet am Checkpoint Charly. An der Gedenkstätte Bernauer Straße geht ein Mensch vorüber, im Vordergrund ein altes Foto auf dem Geländer des musealen Beobachtungsturm. Das Brandenburger Tor in teils überlappender Doppelbelichtung mit Bären. Der ehemalige Mauerkontrollweg in Britz.

Die Bilder sprechen für sich. Sie sollen dem Betrachter Raum geben, für eigene Geschichten und Interpretationen, für die eigene freie Wahrnehmung weit über das Mauerthema hinaus. Die Arbeit ist ein Schnitt durch die heutige Stadt und regt eine freie Auseinandersetzung mit der Geschichte an. Nicht zuletzt ist das Essay auch einfach eine Liebeserklärung an Berlin und seine Menschen.

Diese Arbeit wurde anlässlich des 20. Jahrestages des Mauerfalls im Rahmen des Projektes 1989–2009, 20 Jahre nach dem Mauerfall realisiert. Auf Initiative von ParisBerlin>fotogroup wurden die Arbeiten von 9 Fotografen und Fotografinnen aus Paris und Berlin für eine Ausstellung bzw. Projektion zusammengebracht: Céline Canard; Dorothee Deiss; Georg Knoll; Alice Sidoli (Basoh); Virginie Terrasse (Hans Lucas), Piero Chiussi, Sandra Kühnapfel, Klaus Münzer, Mirjam Siefert (Neunplus); Manuela Böhme & Sandra Schmalz (ParisBerlin>fotogroup); Patrick Tourneboeuf (Tendance Floue). ParisBerlin>fotogroup vertritt 6 Pariser und Berliner Fotografen. Mit zahlreichen Initiativen engagiert sich ParisBerlin>fotogroup aktiv für die Vermittlung von Fotografie zwischen Paris und Berlin sowie in Europa.

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