Waswo X. Waswo

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Waswo X. Waswo

xxA Studio in Rajasthanx

Ich fing an Studio-Porträts zu untersuchen, indem ich begann entsprechende Bilder zu sammeln und zu betrachten. Ich fühlte mich schon immer zu alten Fotografien und flackernden Schwarz-Weiß-Stummfilmen hingezogen. Alte fotografische Methoden strahlen für mich eine Art Magie aus, vielleicht weil sie die Realität nicht so perfekt einfangen wie moderne Bildgebungsverfahren. Diese Faszination für veraltete Sichtweisen auf die Welt kann man natürlich auch als Nostalgie bezeichnen. Für mich persönlich hat es aber einen Wert auf frühere Zeiten und altes Handwerk zurück zuschauen, und ich entdecke Dinge wieder, die wir in der Gegenwart oftmals vergessen haben. Ich betrachte die Vergangenheit wie ein Werkzeug, ein Vergrößerungsglas, mit dem wir unsere eigene Zeit untersuchen können. Die Fotos meiner Serie können einen altmodischen Eindruck machen, aber letztlich sind sie doch aktueller als es scheint.

In Udaipur arbeitete ich immer wieder mit verschiedenen einheimischen Künstlern und Handwerkern. Davon ist besonders Rajesh Soni zu erwähnen, ein Foto-Farbkolorist in der dritten Generation. Rajeshs Großvater war Hoffotograf bei Maharadscha Singh von Bhopal Mewar. Bei der Arbeit mit Rajesh fühlte ich seine enge Verbindung zur Tradition der Fotografie, die bald verschwunden sein wird. Gleichzeitig ist Rajesh ein sehr agiler und gegenwartsbezogener junger Mann. Sein Einsatz und seine Leidenschaft für das A Studio in Rajasthan-Projekt war für mich von unschätzbarem Wert.

Jedes meiner Bilder ist eine Zusammenarbeit einer kleinen Gruppe von Leuten bestehend aus Künstlern, die Kulissen malen, einem Model, Rajesh, dem Kolorist und mir. Rückblickend fühle ich mich auch ein wenig wie ein ein Regisseur. Ich habe immer eine Vision davon, was ich machen möchte, und es gibt eine Menge Leute, die daran arbeiten, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Letztendlich bin ich aber derjenige, der die endgültige Entscheidung darüber trifft, was als Bild funktioniert.

Die Models in den meisten dieser Bilder, egal ob Freunde, Nachbarn oder Fremde von der Straße, stellen in der Regel Situationen ihres täglichen Lebens nach. Die Menschen werden vor Ort gebeten, sich selbst in dem kleinen Theater des Studios zu inszenieren. Sie improvisieren ein kleines Schauspiel und gemeinsam erschaffen wir eine visuelle, fiktive Wiedergabe eines Aspekts ihres Lebens.

Oftmals verursachen die Bilder bei ihrer ersten Betrachtung eine gewisse Verwirrung. Zunächst scheinen sie wie Dokumente des alten Indiens, aber bei näherer Untersuchung erfährt man, dass man von einer gemalten Kulisse und Requisiten hinters Licht geführt worden ist. Durch diesen Prozess wird der Betrachter dann gezwungen, seinen Vorurteilen zu begegnen. Lauert das neue Indien versteckt, außer Sicht, hinter diesen gemalten Kulissen? Vielleicht sind diese Fotos ein feiner Spott über die Ansichten eines Orientalisten und seiner Vision vom Osten? Das Interessante ist jedoch, dass diese Fotografien in Wahrheit auch eine gesunde Dosis von Rajasthans derzeitiger Wirklichkeit enthalten.

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