Andrea Diefenbach

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Andrea Diefenbach

Eine unmögliche Freundschaft

Phyllis Rodriguez und Aicha el Wafi haben am 11. September 2001 ihre Söhne verloren. Phyllis’ Sohn Greg starb, als das Flugzeug in den Nordturm des World Trade Centers raste, Aichas Sohn Zacarias Moussaqui wurde wegen der Vorbereitung der Anschläge als Terrorist verurteilt und verbüßt eine lebenslange Haftstrafe im Hochicherheitsgefängnis von Florence, Colorado.

Phyllis Rodriguez lebt in White Plans New Jersey, Aicha El-Wafi in Narbonne. Sie sah das Foto ihres Sohnes im Fernsehen und wollte nicht glauben, was er getan hatte. Vielleicht hat sie deshalb den ersten Schritt getan. »Ich wollte mich den Angehörigen der Opfer nicht aufdrängen. Ich wollte ihnen aber sagen: Ich leide mit euch, ich denke an euch. Eure Familienangehörigen, eure Kinder haben den Tod nicht verdient, den sie erlitten haben.«

Phyllis Rodriguez wollte wissen, was die Terroristen zu ihren Taten antrieb, warum ihr Sohn sterben musste und kämpfte gegen Zacarias Verurteilung zum Tod, obgleich ihr eigener Sohn im World Trade Center ums Leben kam. »Wenn Leute hörten wie mein Sohn starb, war ich ihnen sofort sympathisch«, berichtet Phyllis Rodriguez. »Wenn Leute, besonders in den USA, erfuhren, wer Aicha war, bekam sie keine Sympathie. Ich spürte, dass sie genau so litt wie ich, und dass sie versuchte, für die Menschenwürde ihres Sohnes und für ein faires Verfahren und ihre eigene Würde zu kämpfen.«

Aisha el-Wafi und Phyllis Rodriguez fühlen sich durch das Schicksal ihrer Söhne miteinander verbunden. Mit ihrer Freundschaft setzen die beiden Mütter dem Schweigen des Hasses die Sprache der Mäßigung entgegen.

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