In der Serie Schattengewächse steht das Verhältnis von Mensch zur Natur als Metapher für die Integration eines Einzelnen in die Gesellschaft. Der Mensch ist hier nicht Herr über Fauna und Flora, sondern gleichermaßen in die Natur eingebettet und ihr untergeben. Auf den ersten Blick herrscht keine Hierarchie, sondern eine harmonische Koexistenz zwischen lebenden und unbeseelten Motiven. Wie ein Tier, das durch Mimikry versucht, sich seiner Umgebung optimal anzupassen, dockt der menschliche Körper an Gegenstände an oder ahmt sie in Haltung und Erscheinungsbild nach.
Der Betrachter ahnt jedoch schnell, dass diese Form der Assimilation nicht immer ganz freiwillig geschieht. So haftet der Person ein seltsames Gefühl von ratlosem Unbehagen an, während sie in völliger Passivität verharrt. Aber hier und da finden sich subtile Hinweise der Gegenwehr oder des Aufbegehrens, wie beispielsweise eine Hand, die sich in eine voll geöffnete Blüte gräbt oder der herausfordernde Blick einer Frau, die ansonsten mit dem sie umgebenden Rosenbusch zu verschmelzen scheint. Die Bilder erzählen eindringlich von dem Verlust der eigenen Identität zugunsten der Anpassung und Eingliederung in ein übergeordnetes System.