Das Selbstportrait oder besser die Selbstpräsentation ist eine Sprache. Ein Code, der mehr oder weniger gut beherrscht wird. Er ist das, was die Sinne am direktesten und schnellsten empfangen und aussenden. Das, was man vorerst und überhaupt einmal von einem Gegenüber wahrnimmt. Da wären: die Pose, die Mimik, die Gestik, der Wortschatz und die Wortwahl. Das Styling, das Outfit. In zweiter Linie das, womit ein Mensch sich umgibt: Requisiten, Fetische, Insignien, das ganze Environment, in dem er sich plaziert.
Die Kulissen, in denen er sein Leben abspielen lässt. All das hat Signalcharakter, ist Standortbestimmung und spiegelt auch das Weltbild des Senders wider. Ich bin zugleich meine eigene Leinwand wie auch Projektionsebene der Umwelt. Die andern Menschen sind mein Spiegel und ich bin ihr Spiegel. Nur durch das Auge der Umwelt wird es möglich, Spuren zu hinterlassen. Eigentlich möchte ich mich als Schaustellerin bezeichnen. Als Schaustellerin von Gefühlen, Situationen, Erfahrungen. Dabei erlaubt mir die Benutzung meines eigenen Körpers, neben ebenso wichtigen Dingen wie Konzeption, Komposition und Licht, sowohl Regie als auch Aktion einzubringen; das heisst, sowohl Kreateurin wie auch mein eigenes Produkt zu sein.
(Nach Manon: Identität, Selbstdarstellung, Image, 1981)
Seit Jahren arbeite ich als Reiseleiterin im Tourismus, um mich finanziell über Wasser zu halten. Mache Stadtrundfahrten, Schlossbesichtungen mit deutschen und englischen Touristen in Paris und Umgebung. Es hat mich von Anfang an amüsiert, wie die Touristen vor dem Eiffelturm beispielsweise aus dem Bus stürzen, um ein Erinnerungsphoto zu machen. BEWEIS, dass sie wirklich vor Ort waren.
Nach dem Motto der Comedian Harmonists: »Hoppla, jetzt komm’ ich«, oder auch: »Ein bisschen Leichtsinn kann nicht schaden«, habe ich mich in typischen Touristenposen vor berühmten Monumenten in Szene gesetzt und so ist diese Serie entstanden.