Berge gelten allgemein als dauerhaft und unveränderlich – ein Symbol des Ewigen und der Unvergänglichkeit. Dies kann jeder ohne viel Erklärungen aus eigener Erfahrung nachvollziehen.
Warum dann Berge so fotografieren, dass es aussieht, als ob sie sich gerade auflösen? Warum Berge in einer Form darstellen, die das Gegenteil von Dauerhaftigkeit und Stabilität ist? Vielleicht um daran erinnert zu werden, dass selbst ein Berg mit seiner majestätischen Erscheinung sich verändert und letztendlich vergänglich ist – und dadurch nichts von seiner ›Schönheit‹ und Würde verliert.
Vielleicht um daran erinnert zu werden, sich selbst für die Veränderung ›offen zu halten‹ – sie besser zu erfassen, durch den Versuch sie in bildhafter Form darzustellen. Vielleicht ist es aber auch nur ein sehr persönlicher Versuch, sich der eigenen Veränderung und somit der eigenen Vergänglichkeit zu nähern – diese als einen Bestandteil des Lebens zu begreifen. Ich nehme mich selbst, meine Person, als statisch und unveränderlich war. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich in einem ständigen Veränderungsprozess befinde. Rein intellektuell weiß ich natürlich, dass ich mich von einem Kind zu einem Jugendlichen zu einem Erwachsenen etc. entwickelt oder verändert habe und mich somit in einem ständigen Wandlungsprozess befinde. Doch dieses Wissen ist in meiner Alltagserfahrung nicht präsent, sondern das Gefühl, als Persönlichkeit immer unverändert derselbe zu sein. Das ist mein Ausgangspunkt und die Arbeiten des Projektes Berge sind letztlich der Versuch für diese Art, wie ich mich selbst als Person wahrnehme oder erfahre, ein Bild zu finden. Ein Bild, das beides enthält: die Konstanz, das was Halt gibt und die Bewegung, das was sich ständig verändert. Die Arbeit an dem Projekt ist auch ein Versuch, mich auf einer visuellen, symbolischen Ebene immer wieder aufs Neue mit meiner eigenen Veränderung bzw. Vergänglichkeit auseinander zu setzen bzw. sie mir sanft in Erinnerung zu rufen. Warum? – Weil »ohne die Vergänglichkeit des Kindes würde es keinen Erwachsenen geben. Man kann an der Vergänglichkeit verzweifeln, sich gegen sie auflehnen. Man kann aber auch versuchen mit ihr in Einklang zu leben, sie als ein Prinzip der Harmonie zu begreifen.«