Daniel T. Braun

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Daniel T. Braun

Raketogramme

Ein Spiel mit dem Feuer.
Zu Daniel T. Brauns künstlerischen Fotografien

Ein zentrales Motiv in Daniel T. Brauns Fotoarbeiten stellt das experimentelle Ausloten der medialen Grenzen und Bedingungen der analogen Fotografie dar.

Ein anschauliches Beispiel hierfür liefert die Serie der Raketogramme. Hier wandert der eigentliche Handlungsort vom Raum vor der Kamera direkt auf den eigentlichen Bildträger. Geschickt werden Feuerwerkskörper auf dem Fotopapier installiert, deren Abbrennen als interner Belichtungsmechanismus fungiert. Das Amalgamieren der Werkstoffe auf der Bildoberfläche und diese Bildpraxis werden begrifflich programmatisch im Titel der Serie erfasst, indem der Objektbegriff der Rakete mit der Technik des Photogramms verbunden werden. Der Titel fungiert als Handlungsanweisung.

Führt beim Photogramm allerdings die unmittelbare Belichtung des Fotopapiers dazu, dass Objekte durch ihren Schattenwurf abgebildet werden, ist den Feuerwerkskörpern eine eigene Leuchtkraft inhärent. Sie müssten also dunkle Spuren auf dem Photopapier erzeugen. Doch diese Stringenz wird von der Wärmeentwicklung und den chemischen Folgereaktionen durchkreuzt. Verschmolzene, rußbehaftete Brandspuren, changierende Farbeffekte und reliefartig aufgeworfene Bläschen charakterisieren die Oberfläche.

Daniel T. Braun invertiert dabei nicht nur die Funktionsweise herkömmlicher Photogramme, sondern kreiert insgesamt eine neuartige Bildform. Indexikalisch schreiben sich Brandspuren in die Bildoberfläche ein, ohne dass diese, wie etwa in Otto Pienes Rauchbildern, durch feuerfeste Lacke geschützt würden.

Das Variieren der Feuerwerkskörper und Fotopapiere führt zur Modulation bestimmter Bildeffekte, die vor allem in dieser Serie erkennbar werden. Dabei sind die verwendeten Feuerwerkskörper weitgehend unkenntlich. Dies macht den diskursiven Reiz der Arbeiten aus.

Obgleich es sich um analoge Fotografien handelt, bilden die Werke nicht im herkömmlichen Sinne ab. Die konkrete Bildursache bleibt verschleiert, löst sich auf. Und dennoch, im Unterschied zur auto-destructive art eines Gustav Metzger etwa legt Daniel T. Braun Wert auf ein materielles Endprodukt. Ein kalkuliertes Ereignis wird inszeniert, um ein fotografisches Werk zu erhalten. Es ist nicht mehr erkennbar, was exakt der Fall gewesen ist. Vielmehr entbehren die Raketogramme jenem mitunter autonomisierten Authentizitätscharakter, der der Fotografie seit ihren Anfängen unterstellt wird – das Barthes’sche Punktum.

Der performative Prozess der Zerstörung folgt nicht allein einem mehr oder minder experimentellen Selbstzweck, sondern antizipiert eine paradoxale ästhetische Wirkung. Dabei besteht der besondere Reiz der Arbeiten von Daniel T. Braun gerade darin, das seit der Erfindung der Fotografie irritierte Verhältnis von Abbildhaftigkeit und Repräsentation erneut im Medium der Fotografie künstlerisch zur Disposition zu stellen.

(Tabea Lurk M.A.)