Michael Reisch

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Michael Reisch

O.T. (Untitled) 14/, seit 2012

Die digitale Bildbearbeitung ist ein wichtiger Bestandteil der fotografischen Arbeiten von Michael Reisch. In früheren Werkgruppen nutzt Reisch die Möglichkeiten des Computers zur Herstellung von Architekturen oder Landschaftsansichten, aus denen alle menschlichen Spuren getilgt sind. Die Landschaften werden rekonstruiert und formal sowie farblich reduziert. Trotz der digitalen Eingriffe wirken sie dennoch ›real‹.

In seiner jüngsten Werkgruppe Ohne Titel, 14/, seit 2012 löst Reisch die Verbindung zur Realität nun vollständig auf; er löst das Bild aus seiner Verankerung in der ›realen‹ Welt. Die Arbeiten sind vollständig computergeneriert. Es gibt, bezogen auf den Herstellungsprozess, keinen tatsächlichen Bezugspunkt der Bilder, weder zur Realität noch zur Fotografie, zur Technik eines Scans oder zu einer 3-D Animation.

Und dennoch erinnern die Bilder an Fragmente der Realität in ihren Formen, Faltungen und Stofflichkeitseindrücken, deren Assoziationen sich unterschwellig einstellen.

Reisch beginnt seine Arbeit am Bild durch die Bearbeitung von 2-dimensionalen, spezifischen, computergenerierten Fonds in Schwarz und Weiß, bis ein beinahe realistisches Bild, eine Art von ›Erinnerung‹ entsteht. Die Formen entstehen im Zuge der Computeroperation größtenteils automatisch, sind nicht vollständig geplant und demnach ›nicht designt‹. Im Ergebnis wird die Realität auf eine abstrakte Art und Weise imitiert, sie erscheint in den Arbeiten zugleich erkennbar und hyperreal.

Reischs Arbeiten sind folglich sowohl Imitation der Wirklichkeit als auch der Fotografie. Während die Fotografie gemeinhin die Realität abbildet bzw. nachahmt, gehen seine Bilder über diesen Punkt hinaus, indem sie die fotografische Imitation selbst neu imitieren.

(Louise Birch Sørensen, Übersetzung: Monika Pfau)