Frederik Foert featuring MATE

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Frederik Foert featuring MATE

Beijing Opera Fan

»Entschuldigen Sie, ich bin kein Fotograf!«

Aus Sicht der Sonne bewegt sich der Autor dieses Textes mit hoher Geschwindigkeit auf einer annähernd kreisförmigen Bahn um die Sonne und bewegt sich gleichzeitig, ebenfalls mit hoher Geschwindigkeit, kreisförmig um die Erdachse. Aus Sicht des Lesers aber scheint der Autor still zu stehen.

In seiner Arbeit beschäftigt sich Frederik Foert mit Bewegungsstudien aller Art – zwar den Regeln der Physik unterworfen, dies aber nicht wahrhaben wollend, baut er Versuchsanordnungen aus Alltagsgegenständen.

Als Ausgangsmaterial dienen ihm Reisesouvenirs und der eigene Haushalt: Von der Schlagbohrmaschine über die Stereoanlage bis zur Küchenmaschine ist kein technisches Gerät zu komplex oder banal, um nicht von Laienhand einem neuen Zweck zugeführt werden zu können. Mit der Waschmaschine zum Mond, mit dem Plattenspieler in den Orbit!

Es entstehen kinetische Konstruktionen aus uns bekannten Gegenständen des alltäglichen Lebens. Diese narrativen Bewegungsstudien richten ihr Augenmerk auf die scheinbar abwesenden Personen hinter den Gerätschaften. Jeder kennt die Gegenstände und assoziiert unterschiedliche Aspekte des eigenen Erfahrungsraumes. Wandelnd auf dem Grad zwischen Komik und Tragik erzählen sie von den Tücken des Alltags. Poetry in Motion! Als begeisterter Cineast ist das bewegte Bild des Films häufig eine Inspirationsquelle für diese Geschichten. Neben kinetischen Installationen, 
entstehen ebenfalls Videos, Fotos, Zeichnungen und Collagen.

Foerts Interesse gilt bei all diesen Disziplinen der Einfachheit der Konstruktion. Er verwendet ausschließlich Schraub- und Steckverbindungen, es wird nicht geklebt oder geschweißt, seine Installationen sind Bausätze, jeder Gegenstand kann jederzeit in sein gewohntes Umfeld zurückgeführt werden. Jede Installation wird den spezifischen Gegebenheiten des jeweiligen Ausstellungsraumes angepasst und in ihm in Szene gesetzt.

Im Frühling 2012 weilte ich für 3 Monate in Peking, um dort eine Ausstellung vorzubereiten. Ich war ohne jegliches Material aus Deutschland angereist und wollte sämtliche Arbeiten in China produzieren. Begeistert erwarb ich allerlei Buntes auf folkloristischen Nippes-Märkten, was dann von Künstlerhand in Bewegung gebracht werden sollte. Ein gemeinsamer Freund stellte mich dem jungen deutschen Fotografen MATE vor, der schon seit längerem in Peking wohnte und dort vornehmlich Mädchen von der Straße fotografierte.

Hier entstand die Fotoserie Peking Opera unabhängig von unserer späteren Gemeinschaftsarbeit. Zwei auf der Straße gecastete Darstellerinnen wurden in einem speziell eingerichteten Studio in klassischen Peking-Opernkostümen abgelichtet. Trotz greller Farbigkeit bleibt dem Kenner nicht verborgen, dass die Kostüme das einzig Klassische an dieser Bildserie sind. Denn die Posen der Darsteller und Details, wie z.B. Zahnspangen oder ›Nail Design‹ entsprechen in keinster Weise der stark reglementierten Form der Peking Oper. Altes und neues China unter einem Deckmantel bunter Stickereien.

Aus den rund 600 entstandenen Fotos suchte ich nun gezielt nach Motiven, die für mich ein filmisches Element enthielten, Gesten, Blickachsen, die mir eine Bewegungsrichtung wiesen. Ein erotisches Fächerspiel, welches mittels Elektromotoren, die sonst Diskokugeln rotieren lassen, mechanisch angetrieben wird…