Im Dezember 2010 verwüstete ein Feuer die Häuser des Kibbuz Beit Oren, errichtet innerhalb der Befestigung des Carmel Waldes in Israel, tausende Bewohner wurden vertrieben und dutzende Helfer getötet.
Der Kibbuz – der die Bauhausarchitektur der Nachkriegszeit des 2. Weltkriegs reflektiert – war Symbol einer utopischen kollektiven Gesellschaft und elementar für die Grundlage des modernen israelischen Staates. Seine Zerstörung scheint das unveränderliche symbolische Ende einer Ideologie zu sein, die gefangen ist in politischem Tumult und Transformation.
Nur einige Monate vor dem Feuer starb meine Mutter in Israel. Als ich anfing die verkohlten Überreste der Gebäude in der Landschaft zu fotografieren, mit ihrer Architektur, die Kindheitserinnerungen in Tel Aviv wach rief, spiegelte sich in der Zerstörung mein eigener Verlust wider. Der Prozess, die Spuren der Zerstörung an dieser Stelle zu erforschen, offenbarte die Unbeständigkeit, die im Kern der Existenz liegt.
Indem ich mich mit diesen Überresten identifizierte, wurde die Kamera meine Rettungsleine zur Außenwelt. Zunächst untersuchte ich die äußeren Ruinen und ihre Beziehung zur umgebenden Landschaft, dann erforschte ich die Häuser von innen. Zerbrochene Fenster und deckenlose Dächer gaben aus der Entfernung der herben Landschaft einen Rahmen. Nach weiteren Untersuchungen aus der tiefen Schwärze der verkohlten Wände heraus entdeckte ich mit Silhouetten bedeckte Oberflächen – Spuren von Objekten, die nach dem Feuer in Vorbereitung für den Abriss entfernt wurden.
Obwohl im Bild keine Menschen zu sehen sind, kann man doch ihre Präsenz durch die Spuren, die sie zurückließen, spüren. Durch das Einfangen der Überreste der Zerstörung, erkannte ich die Erinnerung als den Stoff, durch den unser Leben auf mysteriöse Weise definiert ist. Die Bilder erzeugen meditative, psychologische Orte, die das Verhältnis zwischen Abwesenheit und Anwesenheit interpretieren. Die Häuser an diesem Ort wurden mit Bulldozern im Dezember 2011 abgerissen, die Überreste wurden größtenteils recycelt und für den Neubau einer Straße an anderer Stelle verwendet.
Die letzte Phase des Projekts dokumentiert den Abriss der Anlage und die Verwandlung der Landschaft. Während es für diese Region spezifische geologische Fragestellungen aufwirft, spricht es letztendlich auch universelle Themen von Erinnerung und Verlust, Heimat und Zugehörigkeit, Fragilität und Veränderung an. Durch das Dokumentieren der Auswirkungen des dramatischen Ereignisses über einen bestimmten Zeitraum entsteht zwischen Anwesenheit und Abwesenheit sowohl eine soziale und historische Dokumentation, als auch ein poetischer und metaphorischer Eindruck der Zerstörung und Metamorphose.