Johanna Diehl

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Johanna Diehl

Displace

Die Serie Displace zeigt Fotografien leerstehender, umgewandelter, teilweise zerstörter Kirchen und Moscheen, aufgenommen im muslimischen Norden sowie im christlich-orthodoxen Süden der geteilten Insel Zypern.

Seit mehr als 38 Jahren ist Zypern geteilt. Bis heute findet man in beiden Landesteilen verlassene Orte und Häuser, die auf die Flucht der ehemaligen Bewohner schließen lassen. Vor allem die hinterlassenen und umfunktionierten Gotteshäuser sind ein Zeugnis der ethnischen Separierung und Abwesenheit ganzer Gemeinden.

Der Titel Displace bedeutet sowohl ›Vertreiben‹ als auch ›Ersetzen‹. Er verweist auf die in den Fotografien sichtbare Abwesenheit der Menschen, die ihre Gebetsstätten und ihre Heimat verlassen mussten. Andererseits bezeichnet er den Vorgang der Umwidmung und des Wiederbeschreibens durch eine andere Volksgruppe, die sich in den Dörfern neu angesiedelt hat.

»Johanna Diehls fotografischer Blick ist konzeptuell. Erst formt sie eine Idee, ein Thema. Dann geht sie auf die Suche nach ihren Motiven und auf Reisen entstehen dann ihre konzentrierten Werke. 2009 war sie auf Zypern. […] Von dort brachte sie uns erstaunlich berührend sachliche Bilder von Innenräumen ehemaliger Kirchen und Moscheen mit, die heute als Gotteshäuser der jeweils anderen Religion genutzt werden. Die Attribute des Christentums zum Beispiel mischen sich auf den streng analogen Fotos mit Gegenständen und Formalien des Islams: die verlassene Kanzel neben dem Betteppich, Klebestreifen auf dem Boden einer langsam zerbröselnden christlichen Architektur, die die Sitzreihen der Muslime wohlorganisieren.«

(Swantje Karich, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.01.2012)