Das 20. Jahrhundert hat das Konzept künstlerischer Arbeit stark erweitert. Performance, Happenings und Ready-Mades sind inzwischen akzeptierte Kunstereignisse mit Jahrzehnte langer Geschichte. Ich bin überzeugt, dass in naher Zukunft der Bereich dessen, was man als ›Kunstwerk‹ bezeichnet allumfassender werden wird, bis hin zur Einbindung von Objekten, die durch ein höchstes Maß an technischen und wissenschaftlichen Kenntnissen entstanden sind, auch wenn dabei ästhetische Ansprüche oder Gestaltungsfragen keine Rolle spielen.
In diesem Zusammenhang entstand mein Projekt Colliders, eine fotografische Dokumentation von Teilchenbeschleunigern. Diese Maschinen sind auf den millionsten Millimeter genau gebaut, mit mehreren Kilometer langen Röhren, die Neutronen durch die Alpen von Genf schießen und diese in Italien auffangen. Es sind unglaublich große Gebilde entstanden, um das unglaublich Kleine zu untersuchen.
Um diese Teilchenbeschleuniger zu fotografieren verwendete ich von der Renaissance beeinflusste Perspektiven. In meinen Bildern erzeugt der zentrale Blickpunkt, der dem Betrachter alles zu eröffnen scheint, eine Wirkung, die an die erhabene Räumlichkeit gotischer Kathedralen erinnert. Das völlige Fehlen jeglicher Personen in den Fotografien von Colliders isoliert die Beschleuniger in ihrer autonomen Vollständigkeit und befördert das potenzielle Kunstwerk zur Abstraktion.
Diese Abstraktion wird dadurch erhöht, dass die portraitierten Maschinen aus einer Ansammlung von farbigen Teilen bestehen, von denen jedes für sich Aufmerksamkeit erregt und den Blick auf sich zieht. Wenn zudem der ausgewählte Abschnitt des Beschleunigers aus einer großen Anzahl kleiner und kleinster Teilchen zusammengesetzt ist, wird ein an Hypnose grenzender visueller Effekt erzeugt.
Colliders ist eine fotografische Elegie auf die Vervollkommnung von Maschinen und Technologie, oft ausgeführt in schrillen Farben, die an eine Reproduktion der typischen flachen Unwirklichkeit eines Cartoons erinnern.