Schroff erheben sich die Berge aus den immergrünen Tälern der Südinsel Neuseelands. Es regnet seit Tagen. Tiefziehende Wolken versprechen noch mehr Regen. Die Landschaft ist berühmt geworden durch die Naturaufnahmen der Filmtrilogie Herr der Ringe. Nicht nur im Sonnenschein.
Im Hintergrund sieht man die schneebedeckten Bergspitzen des Mount Cook durch das diesige Wetter scheinen. Es ist der Sommer 2009/2010 auf der Südhalbkugel und die Rainbow Family of the Living Light hat die Menschen aufgerufen, sich in Neuseelands grünem Westen zu versammeln und wieder eins zu werden mit der Natur.
Fünfzig Kilometer vom nächsten Städtchen, einem einsamen Punkt auf der Landkarte. Eine bunte Mischung von Menschen macht sich auf den Weg zum Veranstaltungsort, einem Plateau inmitten von kleinen Bächen, grünen Wiesen und Hügelketten. Natur pur. Der Schlamm bleibt an den Schuhen kleben, sickert hinein und gibt einen ersten Vorgeschmack auf die nächsten Wochen. Eine junge Frau versinkt bis über die Knie in einem Schlammloch, die Meisten ziehen ihre Schuhe aus. Selbst Gummistiefel würden hier nichts mehr bringen.
Sonne und Regen werden sich ständig abwechseln, wie es schon seit Menschengedenken ist auf der Regenwaldseite der Insel. Und doch sind die Menschen freudig erregt, endlich kommen sie wieder zurück. Ein erstes »Welcome home« erklingt, gefolgt von einem »Bruder« oder »Schwester«, der Willkommensgruß der Familie. Auf einmal macht einem das nasse Wetter gar nichts mehr aus. Man ist wieder daheim.
Nachts erklingen die Trommeln am Lagerfeuer, tagsüber kann man den Klängen von Gitarren, Banjos und Flöten lauschen. Dazu die ursprüngliche Natur Neuseelands, keine Autogeräusche, kein hektisches ›business as usual‹, statt dessen gelebte Gemeinschaft und Eins werden mit der Natur. In der Gemeinschaftsküche wird für über tausend Menschen gekocht und es müssen Toiletten ausgehoben werden. Es gibt viel zu tun. Aber es ist auch Zeit für philosophische Gespräche, Yoga und Musik. Jeder ist willkommen.
[…] Über ein Jahr verteilt und auf zwei Kontinenten hat Christian Schauderna die Rainbow Family of the Living Light portraitiert. In der unberührten Natur Neuseelands, in der Seenlandschaft Finnlands und im Bayrischen Wald Süddeutschlands entstand eine Fotoserie, welche ein emotionales Stimmungsbild dieser alternativen Bewegung zeichnet.
Ausgestattet mit einer analogen Panoramakamera und einer digitalen Spiegelreflex hat er mit dieser temporären Community gelebt, um ein fotografisches Bild zu entwerfen, Emotionen einzufangen und seine eigene Fragestellung nach der Faszination dieser Familie zu klären. Drei Orte, zwei Kontinente. Neuseeland, Finnland, Deutschland. Eine fotografische Spurensuche nach dem zurück nach Hause kommen.