Vor zwanzig Jahren mit enormen Öl und Gasvorkommen aus den Trümmern der Sowjetunion hervorgetreten, stehen drei neue Kaspische Staaten, Aserbaidschan, Kasachstan, Turkmenistan, bis heute vor der schwierigen Aufgabe sich selbst als unabhängige Nationalstaaten zu definieren.
Die öldurchtränkte Wandlung ihrer Gesellschaften hat es zwar wenigen ermöglicht sich neue goldene Identitäten zu erschaffen, aber sie hat vor allem viele isoliert zurückgelassen, die ihren Platz inmitten dieser Veränderungen nicht mehr finden können.
In meinem Projekt untersuche ich den Prozess dieses Wandels. Identität, Erinnerung, Zeit, Wahrheit. Ich hinterfrage die Bedeutung dieser Begriffe in Staaten, wo Identität über siebzig Jahre durch kollektiven gesichtslosen Stolz ersetzt wurde, wo Erinnerungen verformt und ausgelöscht wurden, die Geschichte umgeschrieben und die Wahrheit nur den augenblicklichen politischen Verhältnissen dient.
Ich schaue auf Spuren der Vergangenheit und ihren Einfluss auf die jetzige Generation. Spuren, die begangene Fehler aufzeigen könnten, die aber erneut verwischt werden in einer sich wiederholenden Geschichte. Während die Narben in der Landschaft sichtbar sind, stellt sich die Frage, wie wir die Wunden an jenen erkennen können, deren Leben durch die Schatten der Vergangenheit geprägt sind.
In meinen Fotografien spüre ich einer Atmosphäre der Unsicherheit nach, vorgetäuschten Hoffnungen und den Erwartungen von Veränderung, die die menschliche Existenz in der Region dominieren. Die trostlose Verödung ganzer Landstriche ist eng verflochten mit einem Verlust der Identität des Einzelnen. Ich will das Verhältnis zwischen den Menschen und dem verwüsteten Land, zwischen Vergangenheit und Gegenwart einfangen, die miteinander in subtiler und oft unerwarteter Weise verknüpft sind.