Auf der Suche nach Grenzen zwischen dem Künstlichen, dem Menschengemachten und dem Natürlichen interessieren Katrin Heyer Landschaften, die kaum jemand beachtet. Es sind ländliche Kultur- und Nutzlandschaften, die nur in möglichst geringem Maße geplant sind. Aufspüren kann man diese Landschaften zum Beispiel dort, wo Bodenschätze abgebaut wurden, am Rande von Flugplätzen oder in ehemaligen Militärgebieten, aber auch in Agrar- oder Forstlandschaften. Sie sind künstlich geschaffen, aber auch zufällig. Ihre Anlage geschieht geplant in Bezug auf die Ausdehnung der Flächen, nicht aber bezüglich ihres gestalterischen Erscheinungsbildes oder gar ihrer Anpassung in die räumliche Umgebung. Sie werden genutzt und gepflegt, solange sie gebraucht werden. Danach werden sie entweder liegen gelassen oder heute auch ›renaturiert‹.
Dort, wo künstlich angelegte Landschaft auf natürliches Wachstum trifft, entsteht immer etwas, das einer Wunde ähnelt. Eine Naht bleibt zurück. Während der Nutzung ist sie deutlich sichtbar und wird erst nach Jahren durch das natürliche Wachstum mehr und mehr unsichtbar. Bemerkenswert sind die Randlandschaften zu beiden Zeiten, im kultivierten und im verwilderten Zustand. Sie sind Ausdruck des Denkens, Verhaltens und der technischen Möglichkeiten des Menschen in seiner Zeit, denn er passt die Umgebung immer seinen aktuellen Bedürfnissen an. Dadurch verändert sich das äußere Erscheinungsbild von Kulturlandschaften und Nutzlandschaften in der Zeit.