In ihrer Diplomarbeit Unter Wasser atmen setzt Iris Wolf sich mit Menschen auseinander, die in ihrer derzeitigen Heimat Dortmund am Rand der Gesellschaft leben. Sechs dieser Menschen hat sie über mehrere Monate begleitet und zeigt außerdem drei Institutionen, die diesen Personen helfen wollen, einen Weg in die Normalität zu finden.
Mit ihrer Arbeit möchte die Fotografin Begegnungen zwischen Protagonist und Betrachter ermöglichen. Kennenlernen, Beobachten und Zeit spielen bei ihrer Annäherung eine wichtige Rolle. Ihre Bildsprache kann man als leise beschreiben; sie sucht keine sensationellen Geschichten, sondern bewegt sich im Fluss des Geschehens und wartet auf den richtigen Moment. Die Dokumentarfotografie dient Iris Wolf als Wegweiser bei der Entwicklung ihrer Themen. Fotografische Richtungen aus Japan inspirieren ihre Herangehensweise, ihr Thema in Bildserien zu transferieren.
Die Fototage Darmstadt zeigen exemplarisch die Geschichte von Leo Kammbrück (Name geändert), eine der sechs Personen, die Iris Wolf 2007 begleitet hat. Leo Kammbrück hatte Vorstellungen, wie sein Leben hätte laufen sollen. Wie jeder Mensch eben. Bei ihm ist alles ganz anders gekommen. Und doch versucht er immer wieder, sein Leben zu sortieren, seine Probleme in den Griff zu bekommen, zurück zu finden in „normale“ Verhältnisse. Und wie jeder Mensch hat Leo Kammbrück große und kleine Träume: Seit er sich erinnern kann, wünscht er sich ein eigenes Boot in Portugal. Und in den letzten Jahren ist ein neuer Traum hinzugekommen: weiter zu leben ohne Drogen.
(Anne Dillmann)