Die fotografische Serie Nonsuch konzentriert sich auf die ›Modell-Stadt‹ Poundbury, welche am Rande der Stadt Dorchester im Süden Englands liegt. Gebaut auf dem Land von Prince Charles, verwirklicht durch die Pläne des Architekten Leon Krier, bezieht sich Poundbury auf die Prinzipien der idealen Stadt, die Prince Charles in seinem Buch A Vision of Britain (1989) thematisierte.
Utopia als der perfekte Ort der idealen sozialen Gesellschaft, diskutiert in Thomas Mores Novelle Utopia und deren Auseinandersetzungen mit Distopia in der modernen Gesellschaft diskutiert in Zamyatins We, Orwells 1984 und Huxleys Brave New World, bezieht sich auf das Fiktive. Nonsuch ist Klenz' interessante Auseinandersetzung mit dem Thema Utopia eben weil die fotografische Serie die materialisierte Realisation der fiktiven Vorstellung ist und sich daher dem Spannungsverhältnis zwischen dem Idealen als Realität und fiktiven Element stellt.
Die Bilder in Klenz' Serie präsentieren die ideale Stadt als leer und evakuiert ohne menschliche Hinweise, Müll oder persönliche Details der Einwohner und beschreibt daher einen Ort, dessen Allegorie und Drama in der physischen Präsenz der Architektur zu finden ist. Die Wiedergabe der Entfremdung zwischen Einwohnern und deren Stadt, lässt diese als perfekte Bühne vor oder nach einer Performanz erscheinen.
Die Gebäude in Klenz' Photographien scheinen so, als ob sie kein kulturelles oder soziales ›Gewicht‹ tragen würden – Ordnung und Sauberkeit scheinen den Ort, in dem Individualität der Bewohner und Geschichte der Stadt eher vorgeschrieben als gelebt erscheinen, zu bestimmen. Die Häuser und öffentlichen Gebäude zeigen keine Elemente auf, die den Blick des Betrachters stören könnten. Klenz' Vision der utopischen Stadt in diesem Gefüge ist steril: keine Autos, kein Müll, kein Graffiti und vor allem keine Einwohner. Nur in den Auffahrten der Garagen und auf den Bürgersteigen scheint der Kies ›verrutscht‹ zu sein, die Abreise der Einwohner signalisierend. So stellt sich die Frage, was sich wirklich hinter den Fassaden dieser Häuser verbirgt und inwieweit diese utopische Stadt sich als Realität Utopias oder als Modell dieser deklariert.
In Serie betrachtet erkennt man in Klenz' Arbeit Nonsuch die Herausforderung an den Betrachter oder die Betrachterin nach dem eigenen Standpunkt in diesen neu geplanten Stadtgefügen zu fragen &ndash, Erweiterungen der Städte in den Speckgürtel-Gebieten erscheinen ähnlich gesichts- und geschichtslos wie Poundbury. So bleibt nur zu vermerken: »Der, welcher eine dieser Städte kennt, kennt sie alle.« (Thomas More, Utopia, 1516)