Gordon Welters

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Gordon Welters

Living on wheels – the Wagenburg Story – Zuhause in der Freiheit

»Bitte Hupen!«, steht auf dem Schild. Gemeint ist der Postmann. Eine Klingel gibt es nicht und die vielen Hunde dürften beim Zusteller zu erhöhtem Herzschlag führen. Acht Menschen und sechs Hunde, sieben Katzen, drei Schweine, die Schafe Pauline und Frau Krause, zwei Ziegen, zwei Meerschweinchen, der Hase Erika sowie fünf Hühner und ein Hahn leben zusammen auf einer Wagenburg im Potsdamer Ortsteil Paaren. Sie haben hier Zuflucht gesucht. Vor der großen Stadt. Vor dem normalen Leben, das man bürgerlich nennen könnte. Oder spießig.

Die Feuerstelle ist das Zentrum der Burg. Bauwagen zwischen alten Schweineställen – farbenfroh, mit dreieckigen oder runden Fenstern, Dachaufbau oder Wintergarten – füllen den Platz. Es gibt ein Bad mit Badewanne und eine aus zwei Wagen bestehende Küche mit Gemeinschaftsraum und Gästezimmer. Solarpaneele und ein Windrad liefern Energie. Aufgefangenes Regenwasser und ein Brunnen sichern die Wasserversorgung. Auch das Klo ist Bio. Vor der Burg liegen der Kinderspielplatz, eine Werkstatt, Gemüse- und Kräuterbeete, ein Kartoffelacker und ein Wäldchen.

So bunt wie die Wagen sind auch die Leute, die sie bewohnen, ihre Interessen und Geschichten. Sie sind Azubis, Studenten, Angestellte. Sie gehen in die Uni oder zur Arbeit, ihre Kinder in die Kita. Gemein ist ihnen eines: Die Suche nach Freiheit. Sie können die Enge der Mietshäuser nicht ertragen, wollen in die Natur, wollen sich ausleben – bevor es sich ausgelebt hat. »Du baust dein Haus, lebst darin, wie du willst und wenn man weggeht, nimmt man es einfach mit«, sagt Marion. Jenseits herkömmlicher Normen und Traditionen entwickeln die Bewohner individuelle Vorstellungen vom Leben, von der Zeit, vom Wert der Dinge. Man hilft sich, schaut nach dem anderen, kocht und schafft füreinander. Zuweilen ist der Wagenplatz ein Idyll – doch gerade im Winter ist das Leben beschwerlich. Wer heiß baden möchte, muss Holz hacken und Wasser holen – der Badeofen will angeheizt, die Tiere wollen versorgt sein, und der Platz, den im Sommer Blumen schmücken und exotische Pflanzen, ist nur noch in Gummistiefeln zu überqueren.

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