Arno Schidlowski

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Arno Schidlowski

JASMUND

Historischen Gemälden begegnet man meist distanziert. Man sieht sie als Dokumente der Vergangenheit – als Objekte kunsthistorischer Analyse und mit intellektuellem Abstand zu ihrer unmittelbaren Wirkung.

Jasmund zeigt eine über mehrere Jahre und Jahreszeiten in der benannten Region auf Rügen entstandene fotografische Sammlung. Sie nimmt Bezug auf die Gemälde von Caspar David Friedrich, fern vom Gedanken der Illustration eines eine Epoche prägenden Teils deutscher Kulturgeschichte.

Jasmund zeigt fotografische Dokumente – das Resultat eines optischen und chemischen Prozesses, eine Spur von etwas real Dagewesenem. Daraus ergeben sich konkrete Fragestellungen. Wie ist die Wechselwirkung zwischen Gemälde und Fotografie, das Verhältnis des Abbildes zur konkreten Landschaft? Ein Ort, mehr Vorstellung als Realität, mehr Idee als begehbarer Raum?

Ich nähere mich der Landschaft mit Offenheit und Geduld, mit der Bereitschaft mich ohne intellektuelle oder künstlerisch-kompositorische Vorgabe unmittelbar beeindrucken zu lassen. Die Grundlage dieser Bilder liegt somit in der eigenen Persönlichkeit und ihrer Subjektivität. Sie zeigt Vertrauen in die Universalität ästhetischer Empfindungen.

Man sieht schlichte, fragmentarische Aufnahmen mit offener Komposition – ein Gegensatz zu den komplexen bildnerischen Konstruktionen der Malerei. Zurückhaltend, und meist erst im Verlauf der Serie, formulieren sich topografische wie auch atmosphärische Ähnlichkeiten zu den Motiven Friedrichs. Fotografien sind technische Bilder. Sie können die Erscheinung der Gemälde auf dokumentierender, relativierender, sowie rationalisierender Ebene erweitern, und den Blick zurückführen, zu einem gemeinsamen Ausgangspunkt. Dort zeigt sich was scheinbar unabhängig von der jeweiligen Zeit in Gemälden, Fotografien oder der direkten Erfahrung vor der Natur seinen unmittelbaren Ausdruck und seine unmittelbare Reaktion findet.

Jasmund thematisiert die Aktualität und Nähe der Gemälde Friedrichs, und gleichermaßen – im Blick zurück – die Idee von Zeitlosigkeit im Bereich der visuellen Erfahrung.

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