Das einundzwanzig Quadratkilometer messende Südseeatoll Nauru war ursprünglich mit großen alten Bäumen bewaldet und von weißen, mit Palmen gesäumten Sandstränden umgeben. Im Jahre 1900 wurde im Innern des Landes ein riesiges Phosphatvorkommen entdeckt. Was Fregattvögel über Jahrtausende ausgeschieden hatten, konnte nun von der australischen Kolonialherrschaft gewinnbringend abgebaut werden. Die Wälder wichen zunehmend, es blieb nur eine Steinwüste übrig. Die Nauruer sahen nur Bruchteile des durch den Abbau erwirtschafteten Gewinns. Dieses änderte sich erst mit Naurus 1968 gewonnenen Unabhängigkeit.
Nauru, nun die kleinste Republik der Welt, sah goldenen Zeiten entgegen. Das Atoll wurde das Land mit dem zweithöchsten Prokopfeinkommen. Die Gewinne des Phosphatabbaus wurden den Land-eigentümern in bar ausgezahlt, Kriminalität gab es keine. Jeder Insulaner konnte regelmäßig seinen eigenen schweren Geldkoffer nach Hause tragen. Arbeiten brauchte kein Nauruer mehr, das übernahmen Gastarbeiter von den umliegenden Inseln und aus China. Mitte der achtziger Jahre investierte Naurus Regierung, als Vorsorge für schlechte Zeiten, zunehmend in Ländereien, Hotels und Immobilien in Ozeanien und Europa. Schnell verlor der Staat jeden Sinn für Realität und wirtschaftete über seine Verhältnisse. Millionen von Dollar wurden jährlich verschwendet. Diese Fehl-investitionen fielen Anfang des 21. Jahrhunderts mit der Abnahme des Phosphatvorkommens und einer unstabilen politischen Lage zusammen. Viele hunderttausend Dollar sickerten in die Taschen korrupter Regierungsmitglieder. Die kleinste Republik der Welt war endgültig bankrott.
Heute befindet sich die Insel in einem Schwebezustand. Noch ist nicht klar, wie viel Erde dieses Mal abgebaut und verkauft werden kann. Und obwohl der Tiefpunkt vorerst überschritten zu sein scheint, kämpft die Bevölkerung noch immer mit diversen ökonomischen Problemen. Strom gibt es nur stundenweise, Benzin ist ein knappes Gut und Reis zeitweise kaum finanzierbar. Darunter leidet nicht nur die Lebensqualität, vielmehr auch die Gesundheit. Heute ist Nauru das Land mit der welt-weit höchsten Diabetes Rate. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern liegt bei 55 Jahren. Eine gute Schulbildung ist nur im Ausland möglich und Arbeitsplätze sind noch immer knapp.
Die Stimmung im Land ist geprägt von unglaublicher Tristesse und Langeweile. Denn den Bewohnern Naurus bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten wie sich die Situation ihres Landes weiter entwickelt.