Die Bilder der Serie dokumentieren den Lebensraum meiner Familie. Meine Nichte Gracieuse Natalia Popovici ist fünf Jahre alt und wurde in Dortmund geboren. Gracieuse wohnt im Haus meiner Eltern, meinem jüngeren Bruder und meiner Schwägerin. Sie stammt aus Ost-Kongo und lebt seit zehn Jahren in der Bundesrepublik. Meine Eltern stammen aus Rumänien, mein Bruder und ich sind in Bukarest geboren und haben unsere frühe Kindheit dort verbracht. Um uns ein Leben im streng kommunistischem Regime des damaligen Diktators Nicolae Ceauşescu zu ersparen, sind meine Eltern, gemeinsam mit meinem Bruder und mir, 1984 aus Rumänien nach Deutschland geflohen.
Meine Jugend habe ich in meinem Elternhaus in Iserlohn verbracht. Mittlerweile bewohnt Gracieuse mein altes Jugendzimmer. Ich selbst wohne seit zehn Jahren nicht mehr dort, besuche aber regelmäßig meine Familie. Während dieser Besuche, halte ich das alltägliche Leben, meiner Nichte und unserer Familie, fotografisch fest. In der Arbeit über Gracieuse habe ich versucht, mich ihr anzunähern. Als stilistisches Mittel bediente ich mich der subjektiven Dokumentarfotografie. Über vorgefundene Stilleben, bestimmten Porträts und Situationen stellte ich ein Versatzstück zu-sammen, das mir Aufschluss über Ihren Alltag, das Heranwachsen und unsere Familie geben soll.
Ohne die Mittel der Inszenierung lag es mir daran, aus meiner subjektiven Sicht, ein authentisches Bild der Porträtierten in ihrer persönlichen Umgebung zu zeigen ohne zu diffamieren. Sie erlauben mir, sie in persönlichen und intimen Momenten fotografisch zu begleiten. Grundlage dafür sind unsere familiäre Nähe und das Vertrauen, mir als Bildermacher die Tür zum Privaten zu öffnen. Meine Abbilder, als fotografische Notiz, stellen Fragmente unseres Familienlebens dar.
(Cornelius Popovici)