Andrés Marroquín Winkelmann

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Andrés Marroquín Winkelmann

Zapallal|Yurinaki

In den letzten 15 Jahren ist die Anzahl der Slums, die Lima umgeben, radikal gewachsen, manche sind mittlerweile sogar Stadtteile geworden. Zapallal liegt an der peruanischen Küste, 40 km vom Stadtzentrum Limas entfernt. Um nach Yurinaki zu kommen, einem kleinen Dorf im Dschungel, muss man 4755 Höhenmeter überwinden und 14 Stunden mit öffentlichen Verkehrsmittel zurücklegen. Die klimatische Diversität in Peru, seine raue Geografie und die wirtschaftlichen Verhältnisse führen zu großen kulturellen Unterschieden im Land.

Mit Hilfe der Gemeinden von Zapallal und Yurinaki, habe ich ein fotografisches Projekt angefangen, das sich mit den Lebensbedingungen in diesen Umgebungen befasst. Ich wollte die Gemeinde an diesem Projekt beteiligen und habe die von mir Porträtierten in den kreativen Prozess mit einbezogen. Sie halfen mir dabei, die Bilder zusammenzustellen, charakteristische Elemente der Umgebung auszuwählen und zu arrangieren, typische Räume zu suchen, um Alltagssituationen zu inszenieren, um soziale und politische Themen zu behandeln. Die Regierung kümmert sich kaum um ländliche Gegenden wie zum Beispiel Yurinaki und diese Isolierung verstärkt die sowieso schon konservative Mentalität der Dorfbewohner und führt letztendlich vielleicht sogar zu Misstrauen. Die alte Generation zweifelt an beinahe allem, was mit Veränderung und Entwicklung zu tun hat. Meistens sind es die Kinder, die ihre Familien dazu bringen neue Werte einzuführen – sie übernehmen häufig die Rolle des Modells oder sogar des Oberhaupts der Familie und machen damit den Anfang in der Entwicklung eines neuen Sozialverhaltens. Ich habe einen fünftägigen Foto-Workshop mit Kindern zwischen acht und vierzehn Jahren organisiert. Den Teilnehmern wurden Wegwerfkameras zur Verfügung gestellt und jeden Tag musste eine Aufgabe erledigt werden. Die Kinder haben mit ihren Eltern Notizen zu ihrer Arbeit gemacht und Bildbeschreibungen verfasst, um sich so über Fortgang und Realität ihrer Arbeit Klarheit zu verschaffen. Nach einer Woche der Aus-arbeitung und Zusammenstellung habe ich für die Gemeinde und alle, die am Projekt mitgearbeitet haben, eine kleine Ausstellung organisiert, die die erste Phase der Entwicklung einer visuellen Welt zeigen sollte.

Dieses Projekt liefert eine fotografische Montage eines aktuellen, gerade ablaufenden sozialen Entwicklungsprozesses – die Bildinszenierung ist das Resultat einer Interaktion der Gemeinde mit den Kindern. Und es sind wieder einmal die Kinder, die – nachdem ihnen gezeigt wurde, wie so etwas gemacht werden kann – ein Bild ihrer Umwelt schaffen, der Gemeinde in einer Ausstellung ihre Perspektiven zeigen und so eine andere Möglichkeit der Kommunikation möglich machen. Durch die Kinder von Zapallal und Yurinaki haben die Familien jetzt eine Möglichkeit, ihre überkommenen Gewohnheiten abzulegen und neue, verlässlichere Werte zu entwickeln.

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