Joachim Froese

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Joachim Froese

Archive

Der in Brisbane und Berlin lebende Fotokünstler befasst sich seit 10 Jahren ausschließlich mit dem Stillleben, wobei er immer wieder versucht diesen Begriff für sich neu zu definieren. Seine Inhalte bezieht Froese dabei meist aus seiner unmittelbaren Umgebung.

Seit 2006 hat sich der Künstler in drei zusammenhängenden Arbeiten vor allem mit dem Tod seiner Mutter in Deutschland auseinander gesetzt. Als Thema greift er dabei immer wieder auf ihre Bibliothek zurück, die er in unterschiedlichen Konfigurationen und Kontexten fotografiert. Als er seine Mutter in den letzten Wochen ihres Lebens begleitet, arrangiert er zunächst ihren gesamten Bücherbestand von mehr als 1000 Bänden in exakt der Ordnung, in der er sich in ihrem Regal befindet und präsentiert ihn in einer fast 30 m langen Reihe von Bildern. Froese gibt dieser Arbeit den Titel Portrait of my mother und schlägt damit die Brücke zur Porträtfotografie.

Archive ist die letzte Serie dieser Arbeiten. Noch in Deutschland trifft Froese aus den Büchern seiner Mutter eine Auswahl, die nach Australien verschifft wird. Die angekommenen Bücherkisten – als Archiv betrachtet – spiegeln nun auch seine eigenen Interessen wider. Nach und nach packt er die Kisten aus und fotografiert dabei die Bücher ein weiteres Mal, diesmal in hoch aufragenden Stapeln angeordnet. Beim genauen Betrachten der Arbeiten wird zunehmend deutlich, dass keines der gezeigten Arrangements der Realität entsprechen kann. Die dargestellten Konstruktionen sind dafür zu prekär. Das jeweilige Gesamtbild ist aus vier Einzelstapeln zusammengesetzt, jeweils aus unterschiedlicher Perspektive fotografiert. Das Endergebnis bietet nur die Illusion von Stabilität. Metaphorisch betrachtet offenbart sich das Archiv allgemein als fragwürdiger Erinnerungsträger – es bleibt letzten Endes eine Interpretation der Vergangenheit, die sich nicht unbedingt mit der Realität deckt.

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