»Sie hat den Blick eines Gerichtsmediziners«, sagt Prof. Dr. Gebhard von Jagow, ehemaliger Präsident des Medizinischen Fakultätentages und Kunstliebhaber. In anderen Worten beschreibt das Prof. Dr. Jean-Christophe Ammann, Kunsthistoriker und Kurator: »Sandra Mann hat ein Auge für das Detail, das sich nicht formalistisch gebärdet, sondern emphatisch einen Resonanzraum erschließt. Dieser neugierige Blick, der auch ein forschender ist, gehört eher in die Tradition eines Larry Clark oder einer Nan Goldin. Ihre Vorurteilslosigkeit ist eine neckische, hungrige, staunende Neugier.«
Sandra Manns Fotografien entstehen tagebuchartig, das Datum der Aufnahme und die Bildnummer sind immer Teil des Titels ihrer Werke. Sie fotografiert meist während ihrer Auslandsaufenthalte. Das was sie abbildet sind Dinge, Personen, Orte und Situationen in die sie sich begibt. In ihnen spiegeln sich ihre Gedanken über die Beziehung des Menschen zur Natur, zur Umwelt, zur Tierwelt oder zur Sexualität wider. Diese Themen stellt sie mit Humor, aber vor allem mit entlarvendem Feinsinn für die Absurditäten des Alltags dar. Sie hat nichts dagegen, wenn einige Motive zugleich als Kritik an gesellschaftlichen Zeitphänomenen und Missständen gesehen werden. Sie arbeitet vorwiegend mit einer kleinen Digitalkamera, die sie immer bei sich trägt. Die Fotografien haben erst einmal die Funktion von Skizzen. Die meisten werden wieder verworfen. Bei der Auswahl legt sie Wert darauf, dass in den Bildern parallel ihre Gedanken, ein symbolkräftiges Dokument unserer Zeit und eine ungewöhnliche Sicht oder Situation reflektiert werden. Selten greift sie die Möglichkeiten der Bild-bearbeitung auf, auch wenn es bei einigen Arbeiten fälschlicherweise so scheint. Obwohl die meisten ihrer Bilder beiläufig aufgenommen wirken, greift sie zuweilen inszenierend und humorvoll in das Geschehen vor der Kamera ein oder wartet geduldig auf den richtigen Augenblick.
Sandra Mann arbeitet nicht in Serien. Sie versteht ihre Fotografien als Einzelwerke, arrangiert diese jedoch in Ausstellungen oft zu Wandinstallationen. Dadurch entstehen visuelle Assoziationsketten, welche die Bilder in Sinnzusammenhänge stellen. Diese Art der Präsentation präzisiert das Denken der Künstlerin. Über die Fotografie hinaus bedient sich Sandra Mann einer großen Bandbreite weiterer künstlerischer Ausdrucksformen, wie z.B. Rauminstallationen, Skulpturen, Videos, Multimediainstallationen, künstlerischen Interventionen und Design.