América Méndez

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América Méndez

Die Hochzeiten des Casanova

Venedig, Achtzehntes Jahrhundert, es gibt vierzehn Theater und doppelt soviel Opernhäuser. Eigentlich ist die ganze Stadt eine einzigartige Bühne mit raffinierten Kulissen und eleganten Protagonisten (Casanova, die wahre Geschichte).

Der Titel meiner Diplomfotoserie an der HfbK Hamburg im SS 2009 ist Die Hochzeiten des Casanova. Gegenstand dieser Arbeit ist die ›Inszenierung‹. Ein Thema, das schon immer eng mit Venedig verbunden wurde und dessen Personifizierung wiederum Giacomo Girolamo Casanova ist. Ein hoch gebildeter Libertin, ein Glücksritter, ein Entrepreneur, ein bis zur Sucht nach Vergnügen Strebender, welcher ebenso elegant den Abbé, Juristen, Orchestermusiker oder den Chef der Lotterie spielte. Selten wurde eine Epoche so restlos in ihrem bekanntesten Vertreter dargestellt. Eine Epoche, die mit ihrem Prunk und Hedonismus so gut zu der unsrigen Zeit zu passen scheint. Es enthüllen sich Freiheiten in der Inszenierung, einer Kunst das ›Unmögliche‹ oder ›nicht Wahre‹ darstellen zu können.

So nahm ich mir Casanovas Lebensgeschichte vor und erweiterte Tatsächliches um Mögliches, schuf eine aus der heutigen Sicht denkbare Wendung (mehrmals heiraten zu können) und nutzte hierzu die Form der großen Wandgemälde alter spanischer Meister. In dieser Tradition sind die entstandenen großen ›Wandfotografien‹ als Fortsetzungsgeschichte zu verstehen, die Hochzeiten als aufeinander folgende Lebensstationen meines Casanovas. Auf den ersten Blick scheint sich in den verschiedenen Bildern immer nur die Braut zu ändern, alles soll wie eine Variation wirken. Bewusst habe ich diese visuelle Wiederholung eingesetzt, als Verweis darauf, dass sich letztendlich Lebensentwürfe und Lebensabschnitte sehr ähneln. »Es gibt nur zwei oder drei Menschengeschichten, aber die wiederholen sich immer, so heftig, als wären sie nie zuvor geschehen.« Willa Cather (1873–1947), Schriftstellerin.

Um die Fotografien lebendig zu gestalten und ihnen eine glaubwürdige Dynamik zu geben, sind sie als einmaliges erfahrbares Event in Szene gesetzt worden und ohne nachträgliche digitale Manipulationen aufgenommen.

(América Méndez)

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