Andrea Esswein

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Andrea Esswein

Kopigraphien

»Bei den Kopigraphien von Andrea Esswein handelt es sich um Kopieroriginale; sie setzt den Kopierer nicht in seiner Eigenschaft als Vervielfältigungsmaschine ein. In den Händen der Künstlerin wird der Apparat zu einem Medium, mit dessen Hilfe sie Unikate herstellt. Jedes ihrer Bilder existiert nur einmal. Vor allem hierin unterscheidet sich die Kopigraphie trotz gestalterischer Verwandtschaft von der Fotografie, die ebenfalls ›mit Licht schreibt‹, um die abzubildenden Objekte aufs Papier zu bannen, mit dieser aber nicht den fotomechanischen Prozess teilt. Nach dem Kopiervorgang (Esswein legt Tiere, Menschen, Dinge direkt auf den Kopierer), der eine präzise gesteuerte Abfolge der Ablichtungen voraussetzt, werden die einzelnen Blätter dann zu Collagen kombiniert. Dabei beschneidet Andrea Esswein die vorliegenden Blätter orthogonal, um sie dann auf dem Bildträger neu zusammenzufügen. Nahtstellen und Überlappungen bleiben sichtbar: sie sind Zeugen von Fragmentierung und anschließender Komposition und brechen die Geschlossenheit des Bildmotivs auf. Stilsicher verschmelzen die Einzelblätter zu einem einzigen, für sich stehenden Werk und überwinden in der ihnen eigenen Bildsprache sowohl den Realismus als auch die technischen Aspekte des Kopiervorgangs.»

Aus: Thomas Schirmböck: Andrea Esswein, Kopigraphien, Kehrer Verlag, 2001