Sara Graetz

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Sara Graetz

Familienalbum

Die Serie Familienalbum basiert auf gefundenem Bildmaterial – Gruppen- und Familienfotos – das ich gesammelt und neu arrangiert habe. Ich orientiere mich bei dieser Arbeit am Surrealismus in Bezug auf die Frage der Realität in ›Erinnerungsbildern‹. Auswahlkriterien der gefundenen Bilder waren Menschengruppen, die für einen bestimmten Anlass posieren. Meist werden Gruppenaufnahmen zu Familientreffen oder anderen Feierlichkeiten zum Zweck der Erinnerung aufgenommen. Diese Schnappschussästhetik reizt mich. Wie gehen wir mit diesen Bildern um und was geschieht, wenn sie in einem Fotoalbum eingeklebt werden? Warum müssen wir unsere Erinnerungen auf Papier/digitalen Dateien festhalten – ist dies überhaupt möglich?

Ich eliminiere Köpfe und Gliedmaßen aus dem gefundenen Bildmaterial und arrangiere sie neu. Dieses Zusammenspiel entsteht auf einer schwarzen Fläche, die einen neuen Raum öffnet und im ersten Moment eine reale Situation widerspiegelt. Ich habe versucht – mit Bezug auf die Surrealisten – die Realität zu erweitern und Abbildungen zu realisieren, die jenseits der physiologischen menschlichen Wahrnehmung liegen. Auf den ersten Blick, könnte man meinen, die Personen sind real, das Auge vervollständigt die Körperumrisse. Man meint, die Gruppe steht oder sitzt, ja kommuniziert untereinander. Und alle tragen schwarze Kleider. Doch bei genauerem Betrachten, bemerkt man Fehler. Ich will mit diesen Bildern Irritation schaffen. An einer Stelle ist eine Hand oder ein Fuß zuviel, an anderer Stelle passen die Perspektiven nicht zusammen. Ich entfremde eine Situation, nehme Personen aus ihrem ursprünglichen Kontext heraus, um eine Interaktion durch Imagination und Überraschung zu erweitern. Ziel ist es, das Unbekannte im Bekannten zu entdecken. Ich lege nicht viel Wert auf die technisch perfekte Ausführung, die Collage darf sich als solche zu erkennen geben.