Paula Reissig

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Paula Reissig

Lexikon der Fotografie

Das Lexikon der Fotografie ist ein Buch, das mit den wissenschaftlich-theoretischen Methoden eines Lexikons und den künstlerisch-praktischen Methoden eines Fotobuchs unterschiedliche fotografische Formen präsentiert und analysiert. Mit einer Gruppe von acht Modellen wurden fünfzig fotografische Genres inszeniert, die dann im Lexikon der Fotografie anhand eines Kategorisierungssystems untersucht werden.

Die Arbeit setzt sich aus einem Index und einem Bildteil zusammen. Im ersten Teil, dem Index, wird ein Ordnungssystem für die fünfzig fotografischen Genres angelegt. Dieses System besteht aus acht Parametern: Technik, Model, Überkategorie, Historizität, Bildinformation, Absicht und Geste des Fotografen sowie Effekt auf die Rezipientin. Die Ordnungsparameter haben jeweils zwei bis elf Unterkategorien, die den Genres zugeordnet sind. Der Index ermöglicht es, den Bildteil des Buches nach einem oder mehreren der acht Parameter zu untersuchen oder vergleichend Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Genres zu entdecken. So ergibt sich aus dem Index die Möglichkeit verschiedener Leserichtungen, je nachdem auf welchen Aspekt die Leserin ihr Augenmerk richtet.

Der zweite Teil, der Bildteil, zeigt die inszenierten Fotografien, die Imitationen und zum Teil auch Überspitzungen von Fotografien der fünfzig Fotografiegenres sind. In ihnen sollen die Eigenheiten der unterschiedlichen Bildtypen anschaulich gemacht werden, um die Funktionsweisen der fotografischen Genres offenzulegen. Der Bildteil des Buches ist, einem Lexikon entsprechend, alphabetisch nach Genres geordnet.

Es geht in den Beispielen, die für das Lexikon erzeugt wurden, weder um die Ereignisse, die abgebildet werden, noch um den Anspruch einer ästhetischen Darstellung. Die Bilder sollen so durchschnittlich wie möglich sein. Sie sollen ein Déjà-vu Erlebnis auslösen und damit deutlich machen, welch strenge Konventionen innerhalb fotografischer Genres herrschen.

Das Lexikon der Fotografie ist und kann mit den 50 bearbeiteten Genres nicht vollständig sein. Es verlangt nach ständiger Erweiterung um historische und neu entstehende Gattungen. Das Kategorisierungssystem ist nicht frei von Willkür, es geht aus einer Auseinandersetzung mit medienwissenschaftlichen und philosophischen Ansätzen hervor. Auch die Fotografien können nicht das absolute Substrat des jeweiligen Genres sein, doch basieren auch sie auf einer umfangreichen Recherche und sind nach bestem Wissen angefertigt worden.