Die Beziehung des Menschen zur Natur und seine Stellung in ihr und zu ihr gilt seit den Anfängen der Geistesgeschichte als eine ihrer stets aktuellen Kernfragen. Heutzutage ist Natur, wo sie denn noch in ursprünglicher Weise existiert, ein fremd gewordenes Terrain geworden. Die Sehnsucht zur Natur als einen festen Bezugspunkt und die Wunschvorstellung von einem romantischen, harmonischen und intakten Weltbild, in dem Mensch und Natur im Einklang sind, steht einer immer schneller werdenden Taktung unseres vollständig technisierten Zeitalters gegenüber.
Vage formuliert sich die Sehnsucht nach einer romantischen Rückbesinnung, die das Gefühl der Leere und Unverbundenheit zu überwinden vermag. Insbesondere in unserer heutigen, von der Natur entkoppelten, Gesellschaft wird die bewusste Auseinandersetzung mit dieser Fragestellung virulent. Auffallend ist dabei, dass die Stimme der Philosophie in diesem Diskurs kaum vernehmbar ist, ist doch die Kultur, in der wir leben, entscheidend von dem Zusammenspiel von Wissenschaft, Ökonomie und Politik geprägt.
In meinem Arbeitszyklus Philosophers untersuche ich, inwiefern historische philosophische Positionen heute noch relevant sind, um eine zeitgemäße Standortbestimmung des Verhältnisses von Mensch und Natur durchzuführen. Auffallend ist, dass die grundlegenden Fragen nach dem Wesen des Menschlichen – was ist der Mensch? – unabhängig von philosophischen und wissenschaftlichen Strömungen, in der Geschichte stets von Männern formuliert worden sind. Während der inhaltlichen Auseinandersetzung wird evident, dass nicht nur die Philosophie als solche in den Hintergrund gerückt ist, sondern dass ein explizit weiblicher Blick innerhalb der Philosophie vakant ist.
Philosophers reaktiviert nun klassische Positionen der Philosophie zu diesem Thema und testet deren aktuelle Relevanz. Meine Person, als Verkörperung einiger der historischen Vorbilder, dient dabei nicht nur als Aufforderung, dass eine zeitgemäße Beantwortung der Grundsatzfrage nach der Beziehung von Mensch und Natur auch explizit weibliche Sichtweisen wird beinhalten müssen. Vielmehr wirkt die erst auf den zweiten Blick erkennbare Identität der Person zunächst irritierend, erleichtert aber dann den Zugang für die eigene Reflexion: Es wird offensichtlich, dass man sich wahrscheinlich mit mehreren Positionen und Personen identifizieren muss, um für sich selbst eine befriedigende, die gefühlte Lücke füllende Beantwortung der Frage nach der Beziehung zur Natur zu finden.
Helene von Druskowitz