Rahmenprogramm 2014
Reflexion – Ästhetische Referenzen

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Claudia Hettwer

Celebration – Walt Disney’s Magical Town

Wer hätte gedacht, dass die zauberhaft harmonischen Utopien der Disney-Filme, in die wir in unserer Kindheit immer wieder eintauchen durften, wirklich einmal existieren würden. Auf Claudia Hettwers Reise durch den US-Bundesstaat Florida wurden Fantasie und Traumwelt dann aber plötzlich real, als sie in Celebration ankam. Walt Disneys Traum, die perfekte Kleinstadt zu erschaffen, mit nicht einmal 10.000 Einwohnern, die sich nach ihren ganz eigenen gesellschaftlichen Regeln ihre kleine Bilderbuchgemeinde aufrechterhält, wurde hier verwirklicht.

Die ›Bubble‹, wie der Ort liebevoll von seinen Einwohnern bezeichnet wird, wirkt durch die makellose Ordnung und cremefarbenen Fassaden auf den ersten Blick so unrealistisch wie sie auf den zweiten verzaubert.

Die Stadt diente der Fotografin als Bühne für ihre Inszenierungen und die Bewohner wurden zu Schauspielern für ihren eigenen Disneyfilm. So wie Celebration allen seinen Einwohnern als Bühne dient, wenn sie Disneys Traum leben, interpretieren sie ihn jedoch auf ihre ganz eigene Art und Sichtweise und sehen es als Drehbuch für ihr persönliches „Fantasia“. Darum entschied sich auch Claudia Hettwer, die Stadt aus ihrer ganz persönlichen Sicht zu fotografieren. Unschärfekreise im Vordergrund und überspitzte Farben symbolisieren das Surreale, das die ›Stadt ohne Geschichte‹ in sich trägt.

Ihre fotografische Arbeit über die Disney-Stadt legte sie nicht wie eine klassische Dokumentation an, sondern frei nach Walt Disneys Gesetz: »Du kannst es träumen, also kannst du es machen.« So manch ungewöhnliche Verhaltensregel setzt aber den Rahmen für das saubere Gesamtbild.

So sind zum Beispiel äußerliche Veränderungen an Haus und Garten nahezu untersagt und bis hin zu der Anzahl der Pflanzen im Garten genauestens definiert. Selbst die Vorhänge sind farblich abgestimmt: sie müssen weiß sein.

Doch das scheinen die Bewohner von Celebration gern in Kauf zu nehmen. Denn selten konnte man solch eine gesellschaftliche Harmonie und ein aufgeschlossenes Miteinander erleben – und das selbst schaulustigen Touristinnen gegenüber, wie Claudia Hettwer es war.

Vielleicht ist es das schöne Stadtbild, das die Einwohner so glücklich stimmt, da sie sich nie über die Nachbarn, fehlende Mülleimer oder defekte Ampelanlagen aufregen müssen. Vielleicht ist es aber die Sonne, die fast nirgendwo auf der Welt so viel scheint wie in Florida. Vielleicht ist es aber auch die Tatsache, dass dort so viele Disneyfans leben. Denn schon Disney strebte zu seiner Zeit immer das konservative Leben und vor allem ein ›Happy End‹ an. Diese Arbeit kann zwar nicht viel über den amerikanischen Traum berichten, aber davon, was es heißt, Walt Disneys Traum zu leben: den Traum jedes Kindes – aus dem selbst so mancher Erwachsener nicht mehr aufwachen möchte.