Annika Nagel

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Annika Nagel

Nicht hier, nicht dort

In ihrer Fotoserie Nicht hier, nicht dort setzt sich Annika Nagel mit dem Energieverbrauch und dem Energieraub, die das Internet auf verschiedenen Ebenen mit sich bringt, auseinander. Ausgangspunkt der Arbeit war der Wettbewerb der Teppichfirma Tretford zum Thema Organic Ressources.

Das Internet ist einer der größten Umweltverschmutzer unserer Zeit und eine Parallelwelt, die als solche von uns oft nicht wahrgenommen wird. Jeder Klick auf Google Search verbraucht so viel Strom wie eine herkömmliche Glühbirne in einer Stunde. Und das blaue Bildschirmlicht eines Monitors hält uns länger wach als das normale Zimmerlicht. Das World Wide Web ist daher nicht nur ein Stromfresser, sondern raubt auch uns Menschen meist unbemerkt Energie.

Doch neben der Energieverschwendung durch das Licht als offensichtlicher Energiequelle beschäftigte ich mich auch mit dem Aspekt der Zerstreuung und der daraus resultierenden Vereinsamung in der virtuellen Welt und in den sozialen Netzwerken. Im Andersartigen vermuten wir stets etwas Aufregenderes, Spannenderes, vielleicht sogar Besseres als wir es haben oder es selber sind. Wenn wir draußen durch die Straßen spazieren, fragen wir uns, was sich wohl hinter den Fassaden abspielt. Sind wir drinnen, im Heim, suchen wir im Internet nach dem Kontakt zur Außenwelt und vermuten das vermeintlich Spannendere draußen. Zurück bleiben wir jedoch allein vor unseren Computern.

Was einerseits wie eine gelungene Referenz an den Barockmaler George De La Tours’ Kerzenlichtportraits daherkommt, bei denen stets ein sparsames Licht den wichtigsten Bereich einer Personenszene beleuchtet, lässt bei weiterer Betrachtung eine Fotografie erkennen, die in Bildaufbau und Ästhetik im Sinne einer neuen Fotografie agiert. Das Thema des Ressourcenverbrauches wird mit Hilfe von formaler Lichtführung und einer gezielt eingesetzten Dramaturgie von Lichtreflexen hochästhetisch und konsequent formuliert.