Michel Le Belhomme

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Michel Le Belhomme (nominiert für den 6. Merck-Preis)

The Two Labyrinths

Bei allem Respekt vor der klassischen Tradition der Fotografie halte ich es doch für unabdingbar, sie zu relativieren. The Two Labyrinths untersucht ihre offenkundigste Legende: Landschaft und Landschaftsdarstellung. Landschaft, das ultimativ romantische Motiv, wird meist aus der Perspektive von Kontemplation oder der Überwältigung dargestellt. Etymologisch ist Landschaft die Anordnung von Wesen, Merkmalen und Formen eines begrenzten Raumes. Sie ist Teil eines Raumes, der aus einem bestimmten Blickwinkel dargestellt oder betrachtet wird.

Aber an erster Stelle muss sie als System, als perfektes Theorem von Zeit und Raum, vom Fließen und Überschreiten, von Grenzen und Vermischungen gesehen werden. In dieser Serie stelle ich mich nachdrücklich ›in Gegensatz‹ zur Landschaft als Vision und Produkt des Raums. Trotz aller scheinbaren Offensichtlichkeit gehe ich davon aus, dass sie relativiert und damit neu erfunden werden kann. Bei der Untersuchung, der Analyse und dem Experimentieren mit dieser Bildproduktion habe ich mich für einen strukturalistischen Ansatz entschieden. Landschaft erleben heißt, sie zu erproben, ihr zu widersprechen und damit eine periphere Sicht zu schaffen. Das Sichtbare behauptet sich dann durch Dekonstruktion und Veränderung. Ohne von der primären Funktion eines Bildes – dem Zeigen – abzuweichen, arbeitet diese Serie mit hybriden und bizarren Kreaturen, mit Bildern von Bildern, mit Repräsentationen von Repräsentationen, mit den Resonanzen vielfältiger Echos.

Zwischen Traumbildern, in der Schwebe zwischen Dokumentation und Fiktion und der visuellen Erfahrung aus fließender Absurdität und metaphorischer Ironie, verwandelt sich die Wirklichkeit rasch: Aus dem Offensichtlichen wird das Abstrakte, aus der Fülle die Leere, aus dem Spott die Simulation. Somit wird das Sichtbare minimalistisch, geisterhaft, atemberaubende Leere, ein Werk der Fiktion.

Ein Foto, das nicht nur ein Bild ist.