Als Hommage an Paul Richers Tableau synoptique de la ›grande attaque hystérique complète et régulière‹ avec positions typiques et variantes von 1885 entstanden, hinterfragt und mokiert die Arbeit Attitudes Passionelles die Bedeutung der ›Dokumentation‹ einer inszenierten Darbietung von Hysterie.
Die „echten“ hysterischen Attacken wurden nach den Anweisungen Jean Martin Charcots, dem Neurologen und führenden Forscher von Hysterie an der Salpêtrière in Paris, von gecasteten Patientinnen dargestellt und dann fotografisch ›dokumentiert‹. Obwohl die Fotografien als Zeichnungen für das klinische Tableau modifiziert wurden, galt dieses dennoch offiziell als klinischer Beweis für die Symptome einer Krankheit, die niemand jemals tatsächlich definieren konnte. Wurden die verschiedenen Stadien einer hysterischen Attacke im Original noch durch eine junge Frau, auf einer Matratze liegend, dargestellt, wird hier die Matratze selbst zur Hysterikerin, indem sie die Attacken der Frau imitiert.
Die verschiedenen Bezeichnungen der Stadien der hysterischen Attacke sind fast originalgetreu vom grafischen Tableau Paul Richers übernommen. Die Anordnung imitiert die Originale, ist aber dennoch frei modifiziert. Insgesamt gibt auch dieses Tableau eine Ahnung, aber keinerlei Aufschluss über einen mehr oder weniger wahren Verlauf der hysterischen Attacken. Sie ist daher nicht wesentlich weniger wahr als das „Original“.
Diese Arbeit ist eine inszenierte Referenz zu einer vorherigen inszenierten Darstellung einer nie definierten Krankheit, die durch die fotografische Behauptung dennoch als wahr angenommen wurde.