In einem kontinuierlichen Kommunikationsprozess versuchen wir herauszufinden, wer wir sind. Dabei generieren wir Bilder von anderen und uns selbst. Diese Bilder basieren auf Fakten und Beobachtungen, aber auch auf Fehlinterpretationen, Informationslücken und situationsbedingten Zuständen. Die Arbeit me|you ist ein subjektiver – und eigentlich paradoxer – Versuch, personale Identität zu erforschen und diesen Prozess in fotografischen Porträts zu dokumentieren.
Frontal fotografierte Kopfporträts sind ein allgemein anerkanntes Verfahren zur visuellen Identifikation. Ausgangsmaterial für alle Arbeiten der Serie sind daher frontale Porträtfotografien von Menschen aus meinem direkten Umfeld: Freunde, Bekannte und Verwandte.
Durch fotochemische Bearbeitungen und mechanische Eingriffe wie Kratzen, Falten, Schmirgeln, Schleifen und Schneiden wird der eigene Körper zum Bildbearbeitungswerkzeug. Fotograf und Fotografierte werden gleichermaßen in den Porträts abgebildet.
Der fotografische Verarbeitungsprozess sowie der fotografische Informationsträger werden bewusst aufgedeckt. Das reine Abbild wird zum haptischen Objekt. Die bildgenerierenden Verfahren und Programme des Mediums Fotografie werden infrage gestellt.
Durch die sichtbaren Eingriffe verlieren die Porträts ihre Funktion der oberflächlichen Identifikation. Es entstehen Porträts, die nicht porträtieren. Gleichzeitig generieren die Arbeiten jedoch eine Bildsprache, die es erlaubt objektive und subjektive Wirklichkeiten in die Beschreibung von Identität mit einzubeziehen.