Als Screen Memories, auf Deutsch Deckerinnerungen, bezeichnete Sigmund Freud eine bestimmte Art von Kindheitserinnerung. Er unterschied zwischen scheinbar gleichgültigen und nebensächlichen Kindheitserinnerungen und solchen, die er als eindrucksvoll, wichtig und affektreich bezeichnete. Diese letzteren, bedeutsamen Eindrücke werden jedoch durch die ersteren, weniger bedeutsamen ›gedeckt‹. Dieser Vorgang ist nach Freud auf einen Widerstand bei der bewussten Reproduktion von Gedächtnisinhalten zurückzuführen. Dabei kommt es meist zu Erinnerungsfehlern oder Erinnerungsverfälschungen.
In dieser Serie setzte ich mich mit diesem Prozess auseinander und versuchte herauszufinden, ob die eigenen Erinnerungen mit Hilfe der Fotografie verändert bzw. verfälscht werden können, und ob man seine Erinnerungen selber kreieren kann. Aus der gemeinsamen Zeit mit meinem Vater blieben kaum Fotografien. Dadurch, dass ich die Momente, die ich mit ihm geteilt habe, nicht durch Bilder wiedererleben konnte, sind diese schneller in Vergessenheit geraten. Um dies darzustellen, habe ich in drei Richtungen gearbeitet. Ich habe die Erinnerungen inszeniert, die ich noch an die Zeit mit meinem Vater habe.
Dann habe ich Fotografien nachgestellt, von denen ich weiß, dass mein Vater sie damals selbst fotografiert hat beziehungsweise Bilder, die ihn selbst abbilden. Als letztes erfinde ich Erinnerungen und kreiere eine Vergangenheit, die es nicht gab. Ich inszeniere und imaginiere Momente und Situationen mit meinem Vater neu und kreiere dadurch eine bewusste Simulation beziehungsweise Manipulation von Gedächtnisinhalten.