Methodisch streng und mit großem Erfindungsreichtum legt Stephanie Gudra die Wurzeln der Fotografie frei: Licht, Aufzeichnung, Prozess, Wiederholung, Ausstattung, Transparenz und Illusion, all das in einem Kontinuum von Bildern, die Schritt für Schritt ein ehrgeiziges Programm der Erkundung und Gestaltung des Mediums Fotografie komplettieren.
Zu ihren wichtigsten Strategien zählt die Verschmelzung des fotografischen Bildes mit den technischen Elementen, die es sichtbar machen. Subjekte ihrer Fotos sind entsprechend das Objektiv, der Bildschirm, der Filmhalter, die Blende oder der Sucher, die, wie von der Künstlerin beabsichtigt, einer formalen Verschiebung unterliegen. Dieser Ansatz ist bemerkenswert kohärent: Es handelt sich zweifellos um eine konzeptuelle Praxis, deren visuelle Ergebnisse Bilder und gleichzeitig Konzepte sind.
Seit den Anfängen des 20. Jahrhunderts haben sich viele Künstler diesem reflexiven Ansatz gewidmet, etwa Alfred Stieglitz mit seinen Equivalents, László Moholy-Nagy mit seinen Fotogrammen oder, aktueller, James Welling und Walead Beshty. Insbesondere aber erinnert dieser Wunsch nach Integration der technischen Mittel in das Bild, dem sie zugrundeliegen, an die Arbeiten von Christopher Williams.
Doch anders als Williams, der die fotografischen Verfahren und sozioökonomischen Hintergrundstrukturen beschreiben und erzählen will, schlägt sich Stephanie Gudra auf die Seite der Abstraktion und der Poesie. Ihre Werke sind keineswegs kühle Beschreibungen des Mediums und Akts der Fotografie, sondern Konzepte, gestaltet auf fast allegorische Weise, befruchtet von Geheimnissen, deren Wurzel in Astronomie, Magie und all den Wegen liegt, die zu einem unermesslichen Horizont führen.
Mit meisterhafter Technik verbindet die Künstlerin auf bewundernswerte Weise den klassischen Einsatz der Kamera mit der Praxis des Fotogramms und setzt auf ihre Weise den ununterbrochenen Dialog dieser beiden historischen Zweige der Fotografie fort. Die Fotos, die sie seit 2009 vorgelegt hat, zeigen, dass wir gelassen die Entwicklung eines Werks erwarten können, das mit der Zeit immer relevanter wird.
(Paul Frèches, Levallois Festival, Paris, 2014)