Gertje König

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Gertje König

Chronologie des Fallens

Ausgangspunkt dieser Arbeit war die Untersuchung eines Zustandes der modernen Gesellschaft, welcher von Freiheiten, Träumen und von unendlichen Möglichkeiten erzählt, der aber auch von Zwängen und archaischen Gefühlen geprägt ist. Mit der Anlehnung an das barocke Gemälde Der Höllensturz der Verdammten nach P. P. Rubens versucht sich die fotografische Arbeit an einer zeitgenössischen Interpretation der Thematik des gesellschaftlichen Falls.

In dieser Darstellung sind die fallenden Figuren aus der barock-religiösen Sinngebung des ›Höllensturzes‹ herausgelöst und beziehen sich nunmehr assoziativ auf soziale Strukturen unserer spätmodernen Gesellschaft und der aus ihr erwachsenen Gefahr zu ›scheitern‹, sinnbildlich den Halt zu verlieren und zu ›fallen‹.

Die Arbeit offeriert dem Betrachter einen interpretatorischen Spielraum, der eine Deutung der Intention der Künstlerin aufzeigt und gleichwohl zum Reflektieren einer eigenen Position einlädt.

Ein Ansatz von Gertje Königs Arbeiten ist die Nutzung historischer Malereien als ein semantisches und technisches Schema für ihre fotografischen Konzeptionen. Auch diese digitale Collage erinnert auf Grund ihrer Lichtführung und Tonigkeit aus der Ferne an Malerei, weist jedoch bei näherer Betrachtung einen unverkennbaren Detailreichtum auf, welcher das fotografische Medium offenbart. Im Wechselspiel zwischen malerischer Anmutung und fotografischem ›Realismus‹ verschwimmen die Trennlinien von Fiktion, Empfindungen und realer Welt.

Die Faszination für die Historienmalerei und die Übertragung ihrer traditionellen Themen in inszenierte Bildwelten wird sich auch in der Herangehensweise kommender Arbeiten spiegeln.