Alexander Hagmann

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Alexander Hagmann

KORPUS

Die Arbeit KORPUS setzt sich mit der Lesbarkeit und Darstellung tänzerischer Bewegung im Medium Fotografie auseinander. Reduziert auf eine Zeichendarstellung und ihre Wechselwirkung zwischen dem fotografischen und dem kinetographischen Abbild beschreibt sie die Transformation von einem Schriftzeichen in eine Fotografie. Die an den indexikalischen Duktus gebundene Fotografie dient innerhalb der Arbeit einerseits als Zeichenvorlage, um zugleich wieder zu einem solchen Zeichen zu werden. Waren es Ende des 19. Jahrhunderts noch Versuche, Bewegungen in ihrem Gesamtablauf zu erfassen und zu analysieren, entsprang in der ›Neuen Sachlichkeit‹ der Wunsch nach einer einfacheren Deutungsmöglichkeit des fotografischen Bildes. Lose knüpfen die Fotografien der Arbeit KORPUS an diese Idee an und sind sowohl Analyse als auch Deutungsmöglichkeit zugleich. Die Zusammenkunft aus getanzter Improvisation und fotografierter Pose wird ergänzt durch ein auf Grundlage des Bildes geschriebenes Kinetogramm.

Kinetogramme (Labanotation/Kinetographie Laban) sind eine weit verbreitete Form von Tanzschrift, die es ermöglicht Bewegung niederzuschreiben und somit die ephemere Kunst des Tanzes festzuhalten und reproduzierbar zu machen. Die verwendeten Kinetogramme haben in dieser Arbeit, entgegen ihrer normalen Schreibweise, nicht immer eine Zeitachse und sind nur in Verbindung mit der zeitlosen Fotografie von Sinnhaftigkeit. Ihr Code fügt dem Bild eine formale Ebene hinzu und gibt dem Betrachter eine weitere Lesemöglichkeit an die Hand. Zugleich erweitert sie das codierte Zeichen der Fotografie um eine Analyse seiner selbst. Beide, das Kinetogramm sowie die Fotografie, beschreiben den gleichen Sachverhalt und doch wird deutlich, was in der Fotografie nicht sichtbar ist und in dem Kinetogramm nur interpretiert werden kann.