Das Bild 730331879_N1_LB zeigt das Selbstporträt des Sensors einer Digitalkamera. Es stammt aus dem Fundus einer fotografischen Untersuchung, die das Phänomen der Hotpixel beleuchtet.
Hotpixel sind Bildpunkte auf Kamerasensoren, die eine übermäßig hohe Sensibilität für den Lichteinfall und die im Inneren der Kamera fließenden Ströme aufweisen. Die Form und Ausprägung dieses ›Bildfehlers‹ kann maßgeblich durch die Veränderung grundlegender fotografischer Parameter beeinflusst werden. Das erste Bild der Untersuchung entstand mit aufgesetzter Objektivkappe. Dadurch wurde das für eine klassische Fotografie notwendige Gegenüber eliminiert. Was bleibt, ist eine Struktur aus unterschiedlich stark ausgeprägten Bildpunkten – eine konkrete, sich selbst überlassene Äußerung des Apparats.
Im weiteren Verlauf der Untersuchung wurden die zunächst ausgeschlossenen fotografischen Grundzutaten teil weise wieder eingegliedert. Die Objektivöffnung ist nun nicht mehr vollständig verschlossen. Durch einen mikroskopisch kleinen Schlitz dringen einzelne Lichtstrahlen in das Innere der Kamera ein und stimulieren nebelförmige Bereiche des Sensors.
Es resultieren galaxien- und sternenhimmelähnliche Strukturen, die bei genauerem Hinsehen aus roten, grünen, blauen und weißen Pixeln bestehen. Ihre Entstehung stellt wiederholt den Beweis- und Abbildcharakter der Fotografie in Frage, während sich eine allein im Inneren der Kamera befindliche Bildwelt eröffnet.