Silbrig-grau schimmernde Doppel-Motive eigenartig menschenleerer Landschaften erzeugen eine geheimnisvolle, melancholische, irgendwie fragwürdige Stimmung. Die Bildpaare ergeben auf den ersten Blick ein gewöhnliches, in zwei Formate zerteiltes, Panorama. Sieht man genauer hin wird man erkennen, dass es sich um die Darstellung ein und des selben Ortes handelt – aus unterschiedlichen Blickwinkeln oder aus anderer Entfernung betrachtet.
Die Serie Was sein kann muss sein kommt ganz unbeschwert daher, macht selbstbewusst und selbstverständlich darauf aufmerksam, dass es nicht nur die eine Wirklichkeit gibt, die wir zu sehen glauben. Es gibt einen Fächer der Möglichkeiten, der Optionen, und welche davon Wirklichkeit wird, hängt vielleicht mehr von unserem eigenen Blickwinkel ab, als wir glauben. Nicht nur das schon Ermöglichte, schon Zustandegekommene, schon Fertige ist unsere Realität, sondern und vor allem das Mögliche, das noch im Zustand einer Idee auf Verwirklichung Harrende. Das fühlt sich nach großer Freiheit an, nach Aufbrechen der Horizonte, nach einem übermütigen und zukunftsoffenen Herumtasten im Raum der Möglichkeiten. Was sein kann muss sein.
(Eva Leipprand, Kulturreferentin der Stadt Augsburg und Schriftstellerin)