Die Arbeit Gap (engl.: Spalt; Lücke) zeigt Szenen einer hyperrealen, nächtlichen Großstadt, mit je einem Protagonisten, der sich durch den Bildraum bewegt.
Mit den Motiven der Arbeit, die in ihrer Gestaltungsart bewusst wie Filmstills gehalten sind, möchte ich den Betrachter anregen, die jeweils gezeigte Szene in einen inneren Film zu verwandeln und diesen selbst weiter zu führen. Dabei wissen wir nicht woher der Darsteller im Bild kommt, was er plant, wo er sich hinbewegt. Diese Offenheit gibt dem Betrachter Raum für seine eigene Phantasie und soll in ihm Geschichten anstoßen, die sich aus dem Fundus seiner visuellen Erfahrungen entwickeln können. Die Art der Geschichte ist dabei vorgegeben. Die Motive sind umhüllt von etwas geheimnisvollem, visionären und irrealen. Die Nacht und vor allem die Separiertheit der einzelnen Person, erzeugen eine Verlassenheit und lassen den Raum, in dem der Protagonist sich bewegt bedrohlich und unwirtlich erscheinen. Den Szenen liegt etwas dramatisches inne, was nicht zuletzt durch ihre unklare Situation bedingt ist. Es kann jederzeit alles passieren und der Betrachter erhält keine Auflösung darüber, was passieren wird. Die Stadt wird bedrohlich und unberechenbar, der Mensch irrt einsam umher, entfremdet von seiner Umwelt. Er ist in seiner Umgebung und ist doch nicht dort, er scheint sich wie in einem Spalt, einer Lücke zwischen den Räumen zu bewegen.
Das Licht spielt für mich in den Bildern eine besondere Rolle. Die Intensität der Lichtinszenierung der architektonischen Räume, war für deren Auswahl von entscheidender Bedeutung. Sie bildet den Raum für die subtile Unstimmigkeit der Lichtführung, die ich mit Hilfe des Computers generiert habe, um den Bildern einen irrealen Charakterzug zu verleihen. Protagonist und Hintergrund sind zunächst getrennt voneinander fotografiert. Straßen- und Architekturfotografie, tagsüber fotografierte Menschen und Nachtaufnahmen, verbinden sich nachträglich mit Hilfe der digitalen Montage. Jede einzelne Bildebene ist so von einem eigenen Licht umschlossen. Dadurch wird die ungreifbare Situation im Bild gesteigert und es können neue, fiktive Bilder mit narrativ-schlüssigem Inhalt entstehen.