In der Werkserie GegenLicht (seit 2002) fotografiert Petra Kaltenmorgen Menschen: Freunde und Bekannte wie Fremde und Unbekannte. Sie bittet sie vor ihre Kamera, während sie die Sonne im Rücken haben. Die blendende Wirkung der Sonne und die daraus resultierende Überbelichtung sorgen dafür, dass die frontal Porträtierten partiell unkenntlich werden und mit ihrem Umraum zur strukturell kompositorischen Einheit verschmelzen. Die harten Kontraste der Schwarzweiß-Fotografie lösen sich bei dem Verfahren auf in eine reich modulierte Grisaille. Der traditionelle Authentizitätscharakter der Fotografie wird fantastisch und fiktional. Statt aus der Wirklichkeit zu kommen, scheinen die Bilder diffus erinnerte oder visionierte. Ähnlich wie beim malerischen non finito ist der Betrachter aufgerufen als Koautor der Künstlerin, die ›blinden‹ Flecken des Bildes in seiner Vorstellung zu ergänzen.
(Michael Stoeber)